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Normale Version: "Private Dancer"
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Als Kind bezog ich meine Informationen zum "Rotlichtgewerbe" aus den Medien - wie es sicher bei vielen Menschen der Fall ist. Besonders prägend war für mich der Song "Private Dancer" von Tina Turner:

Well the men come in these places
And the men are all the same
You don't look at their faces
And you don't ask their names
You don't think of them as human
You don't think of them at all
You keep your mind on the money
Keeping your eyes on the wall
...
I'll do what you want me to do
...

Nachdem ich inzwischen zigtausend Euros für paysex ausgegeben habe, weiß ich, dass für die Mehrzahl der Frauen, die mich beglückt, das genaue Gegenteil dessen zutrifft, was in dem Song behauptet wird. Diese Frauen kennen meinen Namen, sie schauen mir beim Sex ins Gesicht, nicht zur Wand, und sie nehmen mich als Person war, nicht als entmenschlichten Teil einer anonymen Masse. Eine Prostituierte hat mich gefragt, ob ich zugenommen habe, als ich lediglich 1 kg mehr auf die Waage brachte. Eine andere erwähnte, dass ich dünner geworden sei, nachdem ich dieses 1 kg wieder runter und nochmals 1 kg verloren hatte. Wie könnten die Frauen das so genau sehen, wenn die Zeile: "Keeping your eyes on the wall" stimmen würde? Es gibt Frauen, die mich auch nach Jahren, die wir uns nicht gesehen hatten, sofort wiedererkannten. Wie könnten sie das tun, wenn: "You don't look at their faces" stimmen würde?

Auch kann man vor, während oder nach dem Sex mit den Frauen ganz normal über seine Sorgen und Probleme reden. Tut man(n) das nicht, fangen die meisten Frauen nach einer Zeit an, über sich zu reden: Wie der Job für sie ist, wann sie das nächste Mal nach Hause fliegen, wie es ihrer Familie geht, was sie in der Freizeit machen. Wie könnten die Frauen das tun, wenn: "You don't think of them as human, You don't think of them at all" wahr wäre?

Meine Erfahrung ist auch, dass die Frauen sehr genau wissen, was für sie ok ist, und was für sie nicht ok ist. Die eine bietet erotische Massage aber keinen Sex. Die nächste bietet Sex, aber keine Massage. Die dritte bietet Massage, und bietet zusätzlich den Männern, mit denen sie gut klarkommt, ein Upgrade zu erotischer Massage und/oder Sex an. "Küssen nur bei Sympathie" ist nicht nur ein hohler Spruch, sondern die klare Ansage vieler SDLs, dass Sie am Ende bestimmen, was geht und was nicht. Klar bemühen sich alle SDLs, den Spruch: "I'll do what you want me to do" so weit wie möglich wahr werden zu lassen. Aber sie machen mitnichten ALLES mit. Und ja, ich habe erlebt, dass Frauen einen Kunden auch ganz ablehnen, oder, dass eine Frau, mit der ich schonmal eine schöne Zeit hatte, mir beim nächsten Besuch in demselben Bordell sagte, dass sie heute nicht mit mir könne, weil es ihr nicht so gut geht. Drei Wochen später hatte ich mit ihr dann wieder tollen Sex.

Klar, Alice Schwarzer würde jetzt antworten, dass die Aufmerksamkeit, die die Frauen mir entgegen bringen, oder der Small Talk nur perfider Teil des Programms seien, zu dem die Frauen von den Zuhältern gezwungen würden, um oberflächlich perfekten GF6 abzuliefern. Tief unter der Fassade läge ein geknechtetes, gedemütigtes und schwer verletztes weibliches Ich. Die Prostituierte würde sich aber allenfalls dann als das "outen", wenn sie endlich in Sicherheit vor den Zuhältern und Freiern wäre, und wenn auch die finanzielle Versorgung gesichert wäre, und sie nicht mehr von diesem Sch****-Job abhängen würde. Ich als Mann und "Nuttengänger" sei einfach nur zu gefühllos und verblendet, um das alles zu merken.

Im vorherigen Absatz habe ich jetzt das übliche Totschlagargument zitiert. Natürlich könnte ich darauf antworten, dass ich es sehr wohl merke, wenn die Frau nicht mit Körper UND Geist mitmacht und ganz bei der Sache dabei ist, aber nur, um mir dann erneut über den Mund fahren zu lassen: "Sehen Sie, ab und zu merken sogar Sie, dass 'die Frauen' nicht dabei sind, das also nicht mögen, was da mit ihnen geschieht". Eine öffentliche Diskussion wäre spätestens jetzt zu Ende. Privat hier im Forum rede ich trotzdem weiter, und antworte: Zum einen bedeutet es, wenn eine bestimmte Frau die Situation nicht so toll findet, noch lange nicht, dass es alle Frauen schlecht finden. Selbst, wenn ein "Date" von mir mit einer Prostituierten nicht gut läuft, heißt das noch nicht mal, dass die Frau den Job schlecht findet. Es heißt einfach nur, dass es zwischen ihr und mir bei diesem Mal nicht so gut geklappt hat. Das soll beim Sex passieren. Und selbst, wenn eine Frau laufend "schlechte Dates" hat, heißt das noch lange nicht, dass sie eine Zwangsprostituierte ist. Zwischen: "Nicht so richtig dabei" und "sie würde am liebsten wegrennen, kann das aber nicht, weil hinter der nächsten Tür der Zuhälter lauert" liegen Welten! Und ja, ich traue mir durchaus zu, das zu unterscheiden. Den: "Ich-würde-am-liebsten-wegrennen"-Fall habe ich noch nicht gehabt.

Ja, ich gehe im gegenseitigen Interesse auch schon dann nicht mehr in ein bestimmtes Bordell, wenn ich merke, dass die Frauen dort nicht gut dabei sind. Und interessanterweise beobachte ich oft genug, dass anscheinend andere Männer genau dasselbe tun. Denn schon mehrere Bordelle, die ich von meiner Liste gestrichen hatte, hatten offensichtlich auch andere Männer von ihrer Liste gestrichen, denn irgendwann waren sie zu. Es gibt also zumindest ein Stück weit so etwas wie eine Selbstregulation.

Die oben bereits erwähnte Prostituierte, die mich einmalig ablehnte, erzählte mir beim nächsten "Date", dass ihrer Erfahrung nach die Männer es sehr wohl mitkriegen, wenn sie nicht bei der Sache ist, und dann nicht wiederkommen. Sie sagte es zwar nicht so, aber faktisch lehnte sie mich kurzfristig bei einem konkreten Termin ab, um mich langfristig als Stammkunden zu behalten. Sorry, aber mit dem "Alles-Zwang"-Schema lässt sich so etwas nicht mehr erklären. Entweder steht sie unter Zwang, aber dann wäre ihr Interesse ja eher, mich loszuwerden, also würde sie genau den "schlechten Sex" mit mir haben. Oder sie ist eben doch frei und wartet selber ab, bis sie wieder "guten Sex" mit mir haben kann. Warum sie dann überhaupt im Bordell geblieben ist? Nun, vielleicht wollte sie bei ihren Kolleginnen sein, oder sie wartete auf einen Mann, der nur einen BlowJob will und nicht sie selber fordert.

Aber zurück zu Tina Turner: Die Betroffenheit und Traurigkeit, die in ihrer Interpretation des Liedtexts rüberkommt, ist echt. Nicht, weil sie Zwangsprostituierte gewesen wäre, sondern, weil sie als Zwangssängerin quasi dasselbe erlebt hat. Ihr früherer Ehemann, Produzent und Vermarkter - im Rotlichtgewerbe würde man wohl "Zuhälter" sagen - Ike Turner schlug sie, wenn sie nicht auftreten wollte. Eines Abends wurde ihr das zu viel, sie schmiss ein Konzert und rannte blutüberströmt in ein Hilton-Hotel, wo sie um Schutz bat. Tina Turner hat ihr Leidensgeschichte und ihre spätere Emanzipation davon, die es ihr auch ermöglichte, Sängerin zu bleiben und sogar erst richtig zum Weltstar zu werden, öffentlich gemacht, und dafür achte ich sie sehr. So war ihr erster Auftritt als freie Sängerin in demselben Hilton-Hotel, das ihr Schutz gewährte. Nur sollte man das im Hinterkopf behalten, dass sie in "Private Dancer" letztendlich ihr Leid in der Zeit als Zwangssängerin beschreibt, und nicht etwa das Leiden ALLER Prostituierten.

Am Schluss bleibt die Frage nach dem Umgang mit Frauen, die sich aus der Zwangsprostitution heraus emanzipiert haben, also sich vom Zuhälter befreien, aber weiterhin im Bordell oder selbständig arbeiten. Dieser Fall ist nämlich gar nicht so selten. Die ehemalige Zwangssängerin Tina Turner wurde von den Medien dafür bejubelt, dass sie als freie Sängerin weiter macht. Bei ehemaligen Zwangsprostituierten würden die meisten Medien hingegen davon sprechen, dass ein schwerer Makel bleibt: "Sie wäre nie Prostituierte geworden, wenn sie nicht unter Zwang eingestiegen wäre". Dahinter steckt aber nicht mehr als eine ganz plumpe moralische Wertung: Sängerin = gut, Prostituierte = schlecht. Ich folge dieser nicht. Am Ende leben beide davon, andere Menschen glücklich zu machen.
(01.02.2014, 11:34)SpassAnDerSache schrieb: [ -> ]Aber zurück zu Tina Turner: Die Betroffenheit und Traurigkeit, die in ihrer Interpretation des Liedtexts rüberkommt, ist echt. Nicht, weil sie Zwangsprostituierte gewesen wäre, sondern, weil sie als Zwangssängerin quasi dasselbe erlebt hat. Ihr früherer Ehemann, Produzent und Vermarkter - im Rotlichtgewerbe würde man wohl "Zuhälter" sagen - Ike Turner schlug sie, wenn sie nicht auftreten wollte. Eines Abends wurde ihr das zu viel, sie schmiss ein Konzert und rannte blutüberströmt in ein Hilton-Hotel, wo sie um Schutz bat. Tina Turner hat ihr Leidensgeschichte und ihre spätere Emanzipation davon, die es ihr auch ermöglichte, Sängerin zu bleiben und sogar erst richtig zum Weltstar zu werden, öffentlich gemacht, und dafür achte ich sie sehr. So war ihr erster Auftritt als freie Sängerin in demselben Hilton-Hotel, das ihr Schutz gewährte. Nur sollte man das im Hinterkopf behalten, dass sie in "Private Dancer" letztendlich ihr Leid in der Zeit als Zwangssängerin beschreibt, und nicht etwa das Leiden ALLER Prostituierten
Hi SpassAnDerSache,

nur der Vollständigkeit halber: http://www.lustscout.to/forum/showthread...#pid536557

Geschrieben wurde der Song übrigens von Mark Knopfler von den Dire Straits und war ursprünglich für ein Album der Band vorgesehen. Aber irgendwann hatte Knopfler bemerkt, wenn ein Mann den Song performt, das kommt nicht so gut rüber.

Interessant wäre in dem von dir oben geschilderten Zusammenhang mal, was Knopfler selbst zum "background" des Songs sagen würde, gibt's aber glaub ich kein Statement zu.




Aber das Statement von Tina selbst find ich auch ganz interessant:

Mark Knopfler wrote this song for his band Dire Straits, but realized that it didn't work with a guy singing it, so he pitched it to Turner, who was beginning her comeback. In a 2004 interview with her fan club, Tina Turner described her reaction when Knopfler played her the song: "Mark said this song is not for a man, it's a girl's song. He recorded it but won't use it so when he put the demo on, he sung 'I'm a private dancer, dancer for money, do what you want me to do,' I told him, 'I think you're right, it's not a song for a guy. I liked it a lot. I wasn't sure whether the girl was a hooker or a very classical private dancer but I thought I'd take it."

Viele Grüße Hazer, der Song ist geil Herz und deine Interpretation der Lyrics passt eigentlich wirklich zu Tinas damaliger Situation, ist aber in dem Fall Zusammenhanglos
Der Song bezieht sich aber auf die in der USA weit verbreiteten Strip Clubs wo keine Prostituierten arbeiten sondern Stripper. Anfassen ist hier schon nicht erlaubt, geschweige denn ficken.

Gruß
lw