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Normale Version: Razzia
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Grad liefs in der Abendschau: Momentan ist eine Großrazzia im Artemis wegen Steuer- und Sozialbetrug in höhe von mehreren Mio €.

War jemand vor Ort undbetroffen? Wurden die Freier wenigstens in Ruhe gelassen.?

CC
Hallo Kollegen,

In der BILD (diesem Schmierblatt, das selbst einen toten Fisch beleidigt, den man darin eingewickelt hat) kommt heute die Meldung, dass wohl eine Razzia stattfindet. Sie schreiben was von Steuerhinterziehung.
das 2te Atlantis ?? dann wars das u der Laden wird dicht gemacht!!!
Hallo Kollegen,

auch die MoPo berichtet...

http://www.morgenpost.de/berlin/article2...ensee.html

Um es mal kurz und knap zu formulieren...  Dort brennt die Hütte. Wenn wirklich über 800 Polizei- und Zollbeamte vor Ort sind und von den Gästen die Personalien aufnehmen, dürfte das für das Artemis übelste Nachwirkungen haben...

MfG Waylander
Ich bin zum Glück nicht in die Razzia geraten, aber es ist auch nicht lange her, dass ich im Artemis war. War sozusagen "knapp daneben" bei mir. Für mich zum Glück. Andere Männer hatten Pech und die Frauen auch.

Den Medienberichten zufolge ist der zentrale Vorwurf der der Scheinselbständigkeit: Die Prostituierten wurden als Selbständige geführt. In Wirklichkeit seien sie aber durch Dienstpläne, genaue Arbeitsanweisungen bezüglich Preisen und Arbeitskleidung, sowie regelmäßiger Kontrolle derselben wie Angestellte in einem Betrieb eingebunden gewesen. Damit hätten sie aber auch als Angestellte geführt werden müssen - inklusive Sozialversicherungs-Anmeldung und der Abführung von Beiträgen zur Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung.

Die in der Presse gennante Schadenssumme von 17,5 bis 21 Mio. Euro kann man recht leicht nachrechnen: Bei durchschnittlich 100 Frauen täglich und einem angenommenen durchschnittlichen Tagesverdienst (ohne Trinkgeld und Extras) von 300 Euro geht es um 30.000 Euro Bruttolohn am Tag. Über einen Zeitraum von 5 Jahren summiert sich das auf 30.000 Euro * 5 * 365 = knapp 55 Mio. Euro auf. Die zugehörigen SV-Beiträge sind etwas über 40 Prozent davon, also gut 20 Mio. Euro.

So weit, so schlecht.

Fakt ist, dass mit dem üblicherweise praktizierten Abrechnungsmodell "selbständige Tätigkeit" so gut wie alle Bordell-Betreiber(innen) mit einem Bein im Knast stehen. Denn je besser sie ihren Bettrieb unter Kontrolle haben, desto höher ist die Gefahr, dass bei einer SV-Prüfung die Beschäftigungsverhältnisse als "abhängig" und "unselbständig" eingestuft werden. Wenn der/die Betreiber(in) aber die Frauen machen lässt, was sie wollen, dann führt das recht schnell zu Unfrieden und damit zum Abwandern der Frauen. Schließlich wollen sie nicht dauernd mit den Kunden über Dinge diskutieren wie: "Deine Kollegin XY macht FT für 10 Euro extra, warum willst Du jetzt 20?" (BTW: Im Artemis kostete FT wohl sogar 50 Euro und Anal 100 Euro - bei den Extras wurde richtig zugelangt. Habe sie dort aber nie in Anspruch genommen).

Um Diskussionen zu vermeiden, hat so gut wie jedes Bordell eine Preisliste. Und weil die Männer nicht so gerne den Spruch hören: "Sorry, ist gerade keine Dame frei" hat auch so gut wie jedes Bordell einen Dienstplan. Damit sind aber Arbeitszeiten und Preise fest vorgegeben - und das spricht nunmal beides gegen echte Selbständigkeit.

Anderes spricht für Selbständigkeit. Im Artemis haben die Frauen zum Beispiel den Liebeslohn direkt kassiert, und sie mussten von dem nicht mal Zimmermiete abführen - die war mit einem pauschalen Eintrittsentgelt bereits abgegolten. Zudem waren die Frauen frei in der Entscheidung, welche Männer sie überhaupt ansprechen. Sie konnten auch Kunden ablehnen. Das ist mir zwar nicht passiert, aber eine Frau hat mir mal erzählt, dass sie es manchmal tat. Manche Frauen waren bereit, es mit einem Gast auch im Pornokino zu treiben, wo andere Männer und Frauen zuschauen konnten. Andere boten dort nur das Vorspiel (i.W. FO) an, andere gingen gar nicht ins Kino. Und bei den Extras waren die Frauen sowieso frei, ob sie FT, Anal, ZK usw. machten oder nicht. Angesichts der gesalzenen Preise für diese Extras und der Bereitschaft vieler Männer, diese zu bezahlen (haben mehrere Männer mir unabhängig voneinander selber erzählt, dass sie die teuren Extras buchen, bzw. FT habe ich auch mit eigenen Augen im Kino gesehen *g*), machte die Entscheidung pro/contra Extras einen ganz erheblichen Teil des Verdienstes aus, den die Damen erhalten. Das spricht wiederum FÜR echte Selbständigkeit.

Auch ist anzunehmen, dass etliche der Damen, die im Artemis arbeiteten, zugleich bei Escort-Agenturen in der Kartei standen. Buchte dann ein Kunde ein dreistündiges Dinner-Date für 600 Euro über die Agentur, sagten sie für den Tag im Artemis ab. In diesem Sinne "mehrere Eisen im Feuer zu haben" spricht ebenfalls für Selbständigkeit. Das gleiche gilt, wenn Frauen mal ein paar Wochen hier und dann ein paar Wochen dort arbeiten. Eine Frau hatte mir mal erzählt, dass sie sich darauf freut, während einer Messe von einem Münchner Club engagiert worden zu sein. Insbesondere erwartete sie, dort mehr Geld für die gleiche Leistung zu verdienen als in Berlin.

Auch solche tage- oder wochenweisen Zwischenengagements sprechen ganz klar FÜR eine echte Selbständigkeit. Welcher Betrieb gewährt denn Bitteschön z.B. einer Verkäuferin zwei Wochen unbezahlten Urlaub, damit sie in der Zeit woanders arbeiten kann???

Fazit: Bisher gibt es so gut wie keine gerichtlichen Entscheidungen darüber, wo genau bei den typischern Beschäftigungsverhältnissen für Sexarbeiterinnen die Grenze zwischen echter Selbständigkeit und Scheinselbständigkeit liegt. Beim bekannten Fall der Flatrate-Bordell-Kette "Pussyclub" kam neben festem Dienstplan, Arbeitskleidung und Festlegung der Sexualpraktiken auch noch hinzu, dass der Club das Inkasso übernahm, also die Männer an den Club und nicht an die Frauen bezahlten. Letztere waren dadurch total unselbständig. Das Problem haben aber eigentlich alle Flatrate-Clubs, aber eben nicht die FKK-Clubs wie das Artemis, wo die Frauen selber inkassieren. Sie haben in den FKK-Clubs sogar das Risiko, Verluste zu machen, wenn sie den pauschalen Eintritt bezahlen, dann aber keine Gäste finden, die mit ihnen Sex haben wollen. Dass die Frauen ein echtes Verlustrisiko haben, spricht sehr stark FÜR Selbständigkeit. Zum Vergleich: Die Leiter von McDonald's-Filialen haben i.d.R. einen Franchise-Vertrag mit der McDonald's-Zentrale, der alles haarklein vorschreibt. Dennoch sind die Filialinhaber selbständig, weil sie das Verlustrisiko tragen! Allerdings kommt bei denen noch hinzu, dass sie Angestellte beschäftigen, während die SDLs im FKK-Club ja keine Unter-SDLs anstellen...

Feste Preislisten und Arbeitszeiten sind im Gewerbe normal und sprechen zwar tendenziell für Unselbständigkeit. Sie sind aber notwendig, um dem Interesse der Kunden gerecht zu werden, und sind daher nicht sonderlich hoch zu bewerten. Wichtiger ist, dass die Frauen frei in der Entscheidung sind, welche Extras sie anbieten, und mit welchem Kunden sie wie weit gehen, wenn sie ihn überhaupt annehmen. Zudem ist es auch üblich, dass sich Frauen tage- oder wochenweise abmelden und das nicht nur, weil sie ihre Tage haben, sondern auch, weil sie woanders einen lukrativen Auftrag an Land gezogen haben. Sollte das Artemis von den genannten Standards erheblich abgewichen haben (also z.B. keinen Eintritt von den Frauen verlangt haben, Vorschriften bezüglich der Annahme von Kunden und dem Anbieten von Extras gemacht haben, das Kobern an anderer Stelle verboten haben usw. usf.) dann wären die Inhaber zu Recht am Pranger. Andernfalls ist aber durchaus denkbar, dass das Verfahren am Ende mit einem großen Freispruch endet und die Stadt Berlin - mal wieder - als der Dumme dasteht. Klein beigeben werden die Betreiber sicher nicht so schnell. Und zum Thema (Schein-)Selbständigkeit waren sie sicher gut beraten.
Ach ja, deren Website (fkk-artemis.de) ist seit einigen Minuten nun nicht mehr erreichbar. Ich vermute, es liegt am Besucheransturm der Leute, die jetzt aufwachen und die Meldung von der Razzia lesen. Der Server antwortet nämlich noch auf Port 80, aber Inhalte lassen sich nicht mehr abrufen.
@ SpassAnderSache

Top Analyse von dem Vorfall. Mr Burns Danke

Die Kassen sind leer also wird auf jedem Wege versucht an die Kohle zu kommen und das ist ja hier auch kein Pappenstil.

Es geht ja hier um den Arbeitgeber mit den SV Beiträgen.

Eine Frage noch evtl kannst du diese mir auch beantworten.

Privat Versicherungen nehmen ja solche "Selbständigen Mädels" nicht auf. Wie sieht das bei den gesetzlichen Kassen aus???

Da ja bei angestellten ja beide Zahlen müssen also Arbeitgeber/Arbeitnehmer/innen. Meinst du hier kommt noch auf die Mädels auch Nachzahlungen auf sie zu?



Grüße Quax Winke Winke
Interessanter Link zum Thema:

https://openjur.de/u/647355.html
Mal sehen ob der Club heute wieder öffnet. Hier heisst es ja:

"Vor Ort waren außerdem Mitarbeiter des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf, die darüber entscheiden müssen, ob der Betrieb aus gewerberechtlichen Gründen geschlossen wird." 

und "Zahlreiche Ermittler durchsuchten gleichzeitig die Bordell-Räumlichkeiten und stellten dort mehrere Hunderttausend Euro und umfangreiches Beweismaterial sicher. Die Unterlagen und Speichermedien müssen in den kommenden Wochen gründlich ausgewertet werden." 

http://www.morgenpost.de/berlin/article2...temis.html
Zur Ergänzung noch zwei Zeitungsbeiträge
Huffington Post
Die Welt

Es war heute Morgen auch kurz im ZDF MoMa bei Heute-express Nachrichten
@ SpassAnderSache

Selten eine solch sachliche, prägnante und mit einfach verständlichen Worten geschilderte Analyse gesehen - echt top!!!
Jetzt bin ich mal gespannt....

Geht es weiter und sind alle Damen wieder an Bord?

Falls nein, werden diese sich auf die anderen zahlreichen Clubs in D verteilen, wäre allerdings blöd für den Berliner Raum.

Fakt ist, die Polizei und zwar insbesondere in B hat so langsam die Schnauze richtig voll von diesen arabischen Grossfamilien, die machen, was sie wollen. Gerade in B.
(14.04.2016, 06:40)Stuart schrieb: [ -> ]Interessanter Link zum Thema:

https://openjur.de/u/647355.html

In der Tat ein guter Link, der auf den Fall "unselbständige Beschäftigung der Prostituierten im FKK-Club" näher eingeht. Entscheidende Stellen in dem Urteil sind sicher folgende:

"Ein privater Kontakt zu Kunden war untersagt. Wenn bestimmte Kunden sexuelle Dienstleistungen außerhalb der Bordelle wünschten, war dies nur über die Buchung von Escortleistungen möglich, an denen der Angeklagte zu bestimmten Anteilen mit profitierte." -> Entspricht genau dem, von dem ich geschrieben habe, dass das Artemis das im eigenen Interesse hoffentlich nicht getan hat. Wer die Frauen "selbständig" beschäftigt, muss sie auch auf eigene Rechnung auf Kundenfang gehen lassen!

Auch das hier bedeutet "unselbständige Tätigkeit": "Wenn sie [die Frauen] in dieser Zeit das Haus verlassen wollten, mussten sie um Erlaubnis fragen; wären nach Einschätzung der Angeklagten oder der jeweiligen Thekenkraft dann für die anwesenden Kunden nicht genug Prostituierte vor Ort gewesen, wurde das Entfernen untersagt."

"Die Preise für die sexuellen Leistungen wurden allein durch den Angeklagte D. festgelegt,"

"Auch für Sonderleistungen (Französisch, Aufnahme+Schlucken, Anal, individuelle Massage, etc.) gab der Angeklagte die Preise vor."

"Wenn Kunden "Beschwerden" hinsichtlich der Prostituierten hatten, wendeten sie sich nicht an die jeweilige Prostituierte, sondern an den Angeklagten D. oder, wenn dieser nicht da war, an die Angeklagte G. oder die Thekenbedienung."

"Von den einbehaltenen Vorauszahlungen [für das Düsseldorfer Verfahren, eine Art Vorabbesteuerung] leitete der Angeklagte jedoch tatsächlich zeitweise nur zwei Drittel, zeitweise nur die Hälfte oder noch weniger an das Finanzamt weiter. Dazu wurden von der Angeklagten G. die Anwesenheitslisten nur teilweise zutreffend, im Übrigen aber vollkommen willkürlich und unzureichend ausgefüllt" (So was ist natürlich ganz dämlich, das ist direkt Steuerhinterziehung und/oder Betrug an den Frauen)

"Jeder Kunde musste bedient werden,"

Mal schauen, was im Artemis rauskommt. Wenn die ähnlich gearbeitet haben, war die Razzia natürlich zu recht. Andererseits hätten sie mit solchen Methoden sicher die SDLs verärgert und gerade die besonders hübschen oder besonders netten, die dort zuhauf anzutreffen waren, schnell ganz verloren.
(14.04.2016, 06:23)Quax der Bruchpilot schrieb: [ -> ]Privat Versicherungen nehmen ja solche "Selbständigen Mädels" nicht auf. Wie sieht das bei den gesetzlichen Kassen aus??? Da ja bei angestellten ja beide Zahlen müssen also Arbeitgeber/Arbeitnehmer/innen. Meinst du hier kommt noch auf die Mädels auch Nachzahlungen auf sie zu?

Ach, die PKV nimmt die Damen ebenfalls auf, wenn sie zum Zeitpunkt der Antragstellung gesund sind. Fragen nach der Häufigkeit von Geschlechtsverkehr darf die PKV nicht stellen. Und zumindest die Damen, die in "Vollzeit" im Club arbeiten, also an 15 bis 20 Tagen im Monat oder mehr, dürften auch über die Pflichtversicherungsgrenze kommen und sich damit bei der PKV versichern können.

Die GKV muss die Damen sogar aufnehmen, wenn ihr monatliches Einkommen aus abhängiger Beschäftigung unterhalb der Pflichtversicherungsgrenze liegt. Sozialversicherungs-Nachzahlungen dürfen dabei maximal für die zurückliegenden drei Monate dem Arbeitnehmer (bzw. hier dann der Arbeitnehmerin) belastet werden. Darüber hinaus zahlt immer der Arbeitgeber, und zwar für beide Anteile, also Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil. Da SV-Prüfungen so gut wie nie zeitnah erfolgen, trifft die ganze Nachzahllast bei falscher SV-Abrechnung also fast immer den Arbeitgeber. Da das Artemis sicher schlecht beraten wäre, von jetzt auf gleich proaktiv auf SV-Anmeldung umzustellen, und der Prozess sicher nicht in drei Monaten durch ist, haben die Damen also hier nichts zu befürchten. Die gelten auch sonst in dem Prozess sicher als Geschädigte (in dem ihnen die Sozialversicherung vorenthalten worden ist). Angeklagt sind die Inhaber und die Thekendamen, die alles vorgaben und kontrollierten.
@ Spass an der Sache

Bei den meisten PKV sind SDL "Nicht gewünschtes bzw. Nicht Zeichnungsfähiges" Geschäft.

Grüße

Quax Winke Winke
(14.04.2016, 08:56)Quax der Bruchpilot schrieb: [ -> ]Bei den meisten PKV sind SDL "Nicht gewünschtes bzw. Nicht Zeichnungsfähiges" Geschäft.

Wie war nochmal der Spruch: "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß". Die Tätigkeit als SDL braucht die Frau bei Versicherungsabschluss nicht anzugeben.
(14.04.2016, 07:50)gildepils schrieb: [ -> ]Fakt ist, die Polizei und zwar insbesondere in B hat so langsam die Schnauze richtig voll von diesen arabischen Grossfamilien, die machen, was sie wollen. Gerade in B.

Da stecken keine arabischen Großfamilien dahinter, sondern Hells Angels mal wieder: http://www.morgenpost.de/berlin/article2...apone.html
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