08.08.2008, 19:16
Zitat:Falls es die letzten Male so geklungen hat, als ob ich hier nur unter die Räuber geraten wäre, so zeichnet das ein völlig falsches Bild von einem wunderbaren Land. Tatsächlich kann ich jedem nur zuraten, Thailand mal zu besuchen, wunderbare Menschen und wunderbare Natur.Quelle:
Doch um ein Land nicht nur zu bereisen, sondern auch zu erleben, und vor allem um Mißverständnisse zu vermeiden sollte man sich mit der Sprache vertraut machen, und so wird es heute ein bißchen komplizierter.
Thailändisch zu lernen ist hierfür nicht nötig, und ich rate auch davon ab. Denn es nimmt den Einheimischen die gern genutzte Gelegenheit, sich im Beisein des Ausländers (also z.B. mir) über diesen zu unterhalten, und dabei herzallerliebst zu kichern. Das macht allen Beteiligten Spaß, besonders wenn man dabei leicht debil grinst (kann ich gut, wie letzte Woche ausführlich erläutert). Am besten so schauen wie ein bei einer Lauserei ertappter Vorschüler, ein wenig schuldbewußt aber auf die Unschuldsvermutung hoffend. Dann wird das Kichern ausführlicher, und man lacht am besten mit. Schon herrscht eine ausgelassene Stimmung, von der alle was haben. Man erkennt, daß über einen geredet wird, wenn das Wort "Farang" vorkommt, was soviel wie Ausländer oder Langnase heißt. Das kommt von "Francais", also Franzose, womit aber auch Engländer bezeichnet werden können, was diese zum Glück großteils nicht wissen. Und es hat auch nichts mit "An der Nase eines Mannes ..." und so zu tun. wenn danach ging, dann hätte ich ja ... aber lassen wir das.
Zurück zur Sprache. Die gängige Sprache für interkulturellen Austausch hier ist eine Art englisch. Entscheidend ist die nichtvorhandene Grammatik und die Aussprache. Denn Thais tun sich zwar mit ihrer Sprache leicht, die für uns sehr schwer zu sprechen ist, was wenn wir es doch versuchen schnell dazu führt, daß man statt "bitte noch einen Reis" sowas wie "blaue Hühner pimpern" sagt. Jedoch haben die Einheimischen Schwierigkeiten mit beispielsweise dem Buchstaben "r" ("R" wird zu "L", das asien-typischste Beispiel), oder dem Buchstaben "S" wenn er von einem Konsonant gefolgt wir, so wie "erst" oder "koste". (würde hier "eed" und "kote" gesprochen werden, was ja ebenfalls mißverständlich sein kann).
Deshalb wird oben erwähntes Farang auch Falang ausgesprochen. Der Klassiker ist das Nationalgericht gebratener Reis, auf englisch Fried Rice, das spricht man hier "Flei Lei" (Endungen werden auch ganz gerne weggelassen, was meiner Ansicht nach vernünftig ist, denn offene Enden sind immer spannender). Die höfliche Bestellform für "Flei Lei" wäre "Ei lei flei lei, peace!" Also genau genommen "I like fried rice please". Wenn man das ganze ein paarmal übt, geht das wunderbar von den Lippen, besonders nach Einnahme örtlicher Brauereierzeugnisse wie Singa-Bier, was man hier Singa-bi oder einfach nur Singha nennt.
Nun kommen wir zu den wichtigsten Sätzen im täglichen Gebrauch. Wenn man etwas haben will, sucht, oder möchte, setzt man ein fragendes Gesicht auf (siehe unter debil usw. oben), und sagt "have?" gefolgt von dem was man begehrt, zum Beispiel "have loom?" – also "haben sie ein zimmer?" . Die bejahende Antwort ist "have loom" ohne debiles Grinsen, die verneinende ist "no have". Das geht mit allem, da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. "no have" kann man übrigens für alles verneinende verwenden. Wenn man beispielsweise gefragt wird, ob man kurz mal dabeibleiben könnte - "satay here?" – dann bejaht man das mit "can do". Wenn man allerdings nicht dableiben kann, kann man durchaus "no have" sagen. "can not" geht auch, ist jedoch schon fortgeschritten. Da hierzulande die Antwort "Nein" als unhöflich gilt, ist "can not", also nichtkönnen, schlecht, es ist besser etwas nicht haben (no have), weil es zum Beispiel grade aus ist, nicht pünktlich geliefert wurde oder nicht existiert, was jeder aus dem Alltag kennt, und was nicht persönlich gemeint ist. "Nein, will ich nicht" ist dagegen ein fast schon persönlicher Angriff. Mein Gott, was hätten ich und alle Freunde die ich hatte mit 17 in der Disko darum gegeben, daß "nein, will ich nicht" abgeschafft wird. Nun ja. Erinnerungen.
Nachteilig kann dieses Prinzip jedoch sein, wenn man nach dem Weg fragt, da es viele Thailänder auch für unhöflich halten den Weg nicht zu wissen, oder sowas wie "kann ich ihnen nicht sagen" auch nur zu denken. Deswegen nicken sie und sagen "Yes". Beispiel: man fragt nach dem Weg zum Wat Po, dem riesigen liegenden Buddha in Bangkok. Dann fragt man am besten "You know Big Buddha?". Moment, ich hab vergessen zu erwähnen, daß man niemals Taxifahrer oder Lenker von Fahrzeugen (zum Beispiel Tuk-Tuks, aber zu denen komme ich wann anders) die gegen Geld transportieren können fragt, da sie einem sofort versichern, daß der Big Buddha sehr weit weg ist ("vely vely faaa" ), und einem großzügig mit einer Fahrt entgegenkommen wollen. Wenn man trotzdem aus Unkenntnis einen Fahrer der als solcher nicht zu erkennen war erwischt, dann muß man traurig schauen, oder debil (s.o.) und alle Pläne, Buddhas zu sehen schweren Herzens aufgeben, da man nicht damit gerechnet hatte daß es so weit ist, und nicht soviel Zeit hat ("no have"). Dann umkehren und soviele Schritte gehen, bis man ausser Hörweite ist, und den nächsten fragen. Man erkennt bereits nach 10-20 Versuchen an der Art des höflichen Nickens, ob der gefragte weiß wohin es geht. Wenn er es nicht weiß, und deshalb nickt, lächelt und "yes" sagt, dann sagt man "Thank you" – wird "denk you" ausgesprochen und geht weiter.
Ich rate weiter dazu, niemals eine Antwort vorzugeben. Wer nach Norden zeigt und fragt "you know Big Buddha" wird nie, absolut nie ein Nein bekommen, und immer nach Norden geschickt werden. Ein bißchen so wie im Deutschunterricht in der Schule, wo es hunderte Möglichkeiten der Interpretation gab, aber die Richtung in die man ging war immer die falsche, und keiner hats einem gesagt bis es teuer wurde.
Das schöne an der Einfachheit des englischen Sprachgebrauchs hierzulande sind die entzückenden Kombinationen die sich ergeben. So wie der absolute Klassiker, den es mittlerweile sogar auf T-Shirts gibt. "Same Same" (englisch gesprochen bitte, also in Lautsprache "Seeem Seeem", sonst sind wir schon wieder bei den Mißverständnissen!). Das heißt soviel wie "gleich gleich". Man hat einen Gegenstand a, und der andere einen Gegenstand b, und die sind gleich, dann ist das erste same für a und das zweite für b, zusammen "same same". Und es klingt einfach flüssiger. Und jetzt die Genialität: da viele Dinge zwar ähnlich, verwandt, aber nicht gleich sind, gibt es einen ganz großartigen Ausdruck für alles was "ähnlich" bedeutet: Same Same – but difflent! (von different, also "gleich gleich, aber anders"). Das ist ganz ganz sicher eine der schönsten Beschreibung der Welt und der Dinge darin an sich. Sind wir nicht alle ein bißchen gleich-gleich, aber anders? Frauen, Männer, Kinder, Amerikaner, Europäer, Asiaten, alle, ausser Roland Koch vielleicht.
Und mit diesem friedvollen Gedanken und einem debilen Lächeln möchte ich mich für heute verabschieden.
Sawasdee (wird übrigens "Sawadie" gesprochen)
Sven
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