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Also, Leute, ich verstehe die ganze Aufregung nicht.
Jetzt kommt meine Meinung:
1. Ich finde es völlig legitim und absolut logisch, wenn zwei Mannschaften sich im Vorfeld auf ein Ergebnis (z.B. Unentschieden) einigen, wenn dadurch
a. beide Mannschaftewn weiterkommen,
b. eine dritte, normalerweise recht starke, Mannschaft aus dem Turnier ausscheidet.
Denn das ist strategisches Denken. Man könnte ja im weiteren Verlauf des Turniers gegen diese dritte Mannschaft treffen. Daher brauchen sich die Türken darüber nicht aufzuregen. Und auch die Deutschen und Österreicher damals in Argentinien wären dumm gewesen, es nicht zu tun. Keiner wäre dagegen gefeit gewesen, dass der Gegner in den Schlussminuten doch noch einen Treffer hereinstolpert.
2. Es ist völlig legitim, wenn eine Mannschaft absichtlich gegen eine andere verliert, wenn sie dadurch im weiteren Verlauf des Turniers auf möglicherweise leichtere Gegner trifft. Bereits Sepp Herberger hat dieses 1954 vorgeführt, und es wird von allen als Gipfel des strategischen Trainertums beurteilt.
3. Es ist völlig legitim, wenn eine Mannschaft, die im sicheren Mittelfeld steht, keine Ambitionen auf den Aufstieg oder Titel hat (haben kann), gegen eine im Abstiegskampf stehende Mannschaft, mit der sie sich gut versteht, verliert. Dabei kann auch gerne eine Kiste Bier herüberwandern (oder auch mehrere).
Denn die Fussballmannschaften spielen in einem geschlossenen System, der Liga.
Da kann es z.B. auch von Vorteil sein, durch das Verlieren eines Spiels gegen einen Abstiegskandidaten, der dadurch gerettet wird, einen Verein aus der Nachbarschaft in die nächstuntere Liga zu schicken. Denn dadurch steigen eventuell die Zuschauerzahlen im eigenen Stadion, wenn man dadurch in der Umgebung der einzige Verein in der höheren Klasse ist. Also mehr Geld, Möglichkeit, bessere Spieler zu kaufen, eventuell weiterer Aufstieg, mehr Geld ...
Und alles Dies schadet niemandem außerhalb des Systems.
Wie hoffentlich von allen gelesen, sprach ich immer von Mannschaften, nicht von Einzelspielern. Denn ich finde es nicht legitim, wenn 1-2 Einzelspieler in einer Mannschaft sich nicht loyal verhalten.
Gut, jetzt die andere Seite:
Da haben wir nun einige private Wettanbieter, die sich geschädigt fühlen.
Die haben ihre Firmen gegründet, weil sie annahmen, dadurch easy eine Menge Geld verdienen zu können. (Das ist immer der Grund einer Firmengründung). Dass dieses Geschäft Risiken in sich birgt, war ihnen sicher auch bekannt. Denn das ist im Grunde der Sinn einer Wette. Aber die Wettanbieter denken gerne, sie hätten eine Gelddruckmaschine. (siehe "rundes Buch" weiter unten)
Wie oben gesagt:: Das Geschäft eines Wettbüros und die Spielrunde der Fussball-Ligen haben nicht das Geringste miteinander zu tun.
Eine Wette wird gemacht auf das Eintreten eines Ereignisses, also
- ob in einem Bienenstock zu einer bestimmten Zeit mehr oder weniger als 43,5% der Gesamtbienenzahl vorhanden ist.
- ob der Wasserstand im Abwasserkanal A32/Köln Süd zu einer bestimmten Zeit eine Höhe von mehr als 32 cm aufweist,
- ob vom Dach des Nachbarhauses vor 14.00 Uhr ein Ziegel fällt, und auch
- ob ein Fußballspiel von der einen oder der anderen Mannschaft gewonnen wird.
Bei jeder dieser o.a. Wetten werden die Quoten für beide Ausgänge sicher nicht gleich sein. Im Gegenteil, der Buchmacher wird seine Quoten so einstellen, dass er ein "rundes Buch" hat; also bei jedem Ausgang der Gewinner ist. D.h. also, der Wettanbieter betrügt, da er kein Risiko eingeht.
Und wenn die Objekte seiner Wetten personenbezogen sind, muss er damit rechnen, ebenfalls betrogen zu werden. Er begibt sich damit in ein - wie gesagt - anderes System, das seine eigenen - über das reine Spiel hinaus - Regeln, Notwendigkeiten, Gesetze hat.
Normalerweise sollte es ja so sein, dass bei gleichem Einsatz auf jeden Spielausgang sich Gewinne und Verluste ausgleichen sollten (Nullsummenspiel). So ist es aber nicht. Und zwar ist es deutlich schlechter als beim Roulette. Dort verliere ich pro Spiel etwas weniger als 3%, beim Lotto z.B. aber von vornherein 50%, die nicht ausgeschüttet werden, sondern an den Fiskus gehen.
Um jetzt wieder auf die Fußballmannschaft (es kann natürlich jede Sportart sein) zurückzukommen:
Die Mannschaft (oder auch den Verein) interessiert es nicht einen Deut, ob irgendein Wettanbieter meint, mit ihrer Leistung Geld verdienen zu können. Sie hat ihre eigenen Interessen zu vertreten und keine anderen.
Ob dadurch nun irgendein Wettanbieter auf der Welt meint geschädigt zu sein, ist absolut irrelevant.
Ganz kurz und überspitzt gesagt:
Es würde mich nicht im Geringsten aufregen, wenn die Mannschaften der Bundesliga am Beginn der Saison sich auf die Ausgänge der Spiele und der Meisterschaft verständigen würde.
Dadurch würden die Spiele attraktiver für den Zuschauer: die Mannschaften könnten ohne Zwang frei aufspielen, ihre technischen Qualitäten zeigen (das Ergebnis steht ja fest).
Und was die Spannung betrifft. Man geht ja auch ins Theater und schaut sich eine Oper an. Da kannt man auch den Ausgang. Und freut sich an der Leistung der Darsteller und Sänger.
Joffm, der die Aufregung über solche Nichtigkeiten nicht verstehen kann.