Wie erkennt man, ob eine Frau freiwillig oder gezwungen tätig ist?
Zu dieser Fragestellung gibt es von „Ex oriente Lux“ einen aufschlussreichen Artikel. Ich hatte diese Organisation ja schon in meinem obigen Posting erwähnt. Hier der Beitrag:


Erkennen Kunden, wenn sie es mit einer Zwangsprostituierten zu tun haben?

Gemessen an den wenigen Aussagen, die wir hierzu haben, scheinen viele Freier sehr selbstbewußt über diese Frage zu denken und meinen sicher zu sein, daß sie erkennen würden, daß etwas "faul" ist. Aber es hat sich gezeigt, daß in den meisten Fällen - wenn es zur Realität kommt - sie rein gar nichts erkennen. Es ist schwer zu sagen, wann jemand die Symptome nicht "sehen kann" oder nicht "sehen will". Einige können tatsächlich Anzeichen der Schwierigkeiten in denen das Mädchen steckt erkennen, aber sie ignorieren es oft. Über diese Dinge ist nicht viel bekannt und eines unserer Ziele ist es, über Freier und ihre Haltung zur Zwangsprostitution mehr in Erfahrung zu bringen.

Wie verhalten sich Freier, wenn sie erkennen, dass eine Prostituierte gezwungen wird, verschleppt wurde oder minderjährig ist?

Darüber ist nicht so viel bekannt, aber grundlegend gibt es drei Gruppen:

-- Gruppe 1: betrachtet das als einen zusätzlichen "kick"
-- Gruppe 2: ignoriert/unterdrückt diese Erkenntnis (hat aber u.U. nachher Gewissensbisse)
-- Gruppe 3: handelt (informiert Polizei oder lehnt wenigstens Sex mit ihr ab)

Die Größenverhältnisse zwischen diesen drei Gruppen sind vollkommen unbekannt. Auf das Risiko hin, als naiv bezeichnet zu werden, hoffen wir mit diesem Projekt wenigstens einen kleinen Einfluß zu nehmen auf die Proportionen dieser drei Gruppen - und helfen jenen Sex-Work-Kunden, die Sex mit Minderjährigen, Gewalt und Verschleppung ablehnen, besser informiert zu sein und mit der Situation bewußter umzugehen. Wir glauben nicht, da&czlig; wir Einfluß nehmen können auf Vertreter der ersten Kategorie. Aber wir hoffen, daß wir Menschen aus der zweiten Gruppe in die dritte begleiten können. Wir wollen einfach, daß Männer wie Männer handeln. Wir verurteilen den Weg zur Prostituierten nicht - wir sprechen davon, was es heißt, als Freier von der Mafia instrumentalisiert zu sein, in einem dreckigen Spiel der Geldgier. Natürlich können unsere Bemühungen in dieser Richtung enttäuschend sein - aber es ist ein alternativer Weg, der versucht werden muß. Wir wollen Kunden in die Diskussion und Handlung einbeziehen.

Wie sollten sich Freier verhalten, wenn sie feststellen, dass ein Mädchen zur Prostitution gezwungen wird?

Die erste Regel ist: nachdenken! Oder es wenigstens versuchen. Du musst nicht ein Held sein - nur versuche dir so viele Details wie möglich zu merken und spreche mit einer NGO. Die reden oft mit Kunden und sind daran gewöhnt - das ist für die keine große Sache. Sag ihnen, was du weißt und gesehen hast oder besuche sie in ihrem Büro. Verschwiegenheit ist ihr Geschäft. Überlaß den Fall ihnen. Wenn dir an der Sache was liegt, dann frage bald nach, was da inzwischen passiert ist. Jeder Tag zählt. Falls du mit den Ergebnissen nicht zufrieden bist, konsultiere eine andere NGO oder schreib uns eine eMail. Es mag dir zuerst nicht bewußt sein, aber du hältst mit großer Wahrscheinlichkeit ein Leben in Deinen Händen. Zwangsprostituierte haben eine unangenehm niedrige Lebenserwartung. Denk darüber nach.


Quelle: http://ex-oriente-lux.org/de/faq.html#johns_realize

Gruß von Sir Thomas, nachdenklich…
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Wie erkennt man, ob eine Frau freiwillig oder gezwungen tätig ist? - von Sir Thomas - 06.03.2005, 01:07