07.03.2011, 00:00
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Spionage-Puff: flirten, ficken - und verpfeifen
Wie jederMann so sind auch Politiker, Diplomaten und Militärs bisweilen - oder
auch öfter - geil. Und dann sinnen sie auf Abhilfe: Nutten müssen her. Und weil
Geld nicht so die Rolle spielt, entsteht eine spezielle Nachfrage nach Edelprosti-
tuierten in mondäner Umgebung. Sehr gut aussehend, raffiniert-galant und der
gehobenen Konversation mächtig müssen die exklusiven Ladies sein - obwohl,
wie böse Zungen behaupten, es am Ende dann doch genau so schlicht zugehen
soll wie bei Hinz und Kunz: auch die Einflussreichen aus Gesellschaft und Politik
rotzen zum Schluss den Weibern ganz ordinär in Mund und Möse.
Wie auch immer: diese gutbetuchte Klientel hatte Ende der 1920er-Jahre die ge-
schäftstüchtige Katharina Zammit im Auge. Und sie machte den Herren ein An-
gebot: sie eröffnete im feinen Berliner Stadtteil Charlottenburg in der Gisebrecht-
straße 11, einer Seitenstraße des Kurfürstendamms, ein Edelbordell und nannte
es „Salon Kitty“ und sich selber fortan Kitty. Das Geschäftsmodell kam gut an,
denn schon bald verkehrten dort die Spitzen der Berliner Gesellschaft und entleer-
ten bei Kitty und ihren Salondamen eifrig sowohl ihre gutgefüllten Geld- wie auch
prallgefüllten Samenbeutel.
Der Puff brummte prächtig über die ganzen 1930er-Jahre, bis im Jahre 1939 Ge-
stapo-Chef Reinhard Heydrich und sein Adjutant Walter Schellenberg auf den
Laden aufmerksam wurden: sie waren auf der Suche nach einem Objekt zur Ein-
richtung eines Spionage-Bordells und befanden „Salon-Kitty“ als dafür geeignet.
Verführen für den "Führer"
Und dann ging alles ganz schnell: gezielt wurde die Inhaberin Kitty unter Druck ge-
setzt und für eine stillschweigende Zusammenarbeit ‚gewonnen’. Ihr Salon bekam
den unauffälligen Namen „Pension Schmidt". Alle Berliner Polizeidirektionen erhiel-
ten eine als "Geheime Reichssache" deklarierte Anfrage um Amtshilfe:
"Gesucht werden Frauen und Mädchen, die intelligent, mehrsprachig, national-
sozialistisch gesinnt und ferner mannstoll (!) sind".
(schon interessant: die Gestapo sucht schlaue Faschistinnen, die geil aufs Ficken
sind und zudem das Schwanzlutschen - oder was sonst ist mit „mehrsprachig“
gemeint
- beherrschen)
Fündig wurden die frischgebackenen Bordellbetreiber von der SS zum Beispiel in
den Karteien der Sittenpolizei. Ex-Kitty-Callgirl Liesel A. erinnert sich (SPIEGEL,
1976): Man habe sie vor die Alternative gestellt, entweder in der Panzerkettenfabrik
zu rackern oder ihre vaterländische Pflicht im Nazi-Puff zu erfüllen. "Und nicht bum-
meln", habe der Herr, der sie zur Spionage abordnete, ihr noch mitgegeben. Ihr
Auftrag: Flirten, verführen - und verpfeifen.
Oder anders gesagt: beim Blasen auch Staatsgeheimnisse absaugen.
Spitz machen - und dabei spitzeln
In der Horizontalen nämlich, so die Kalkulation von Kittys neuen Auftraggebern,
werde sich durch intime Behandlung nicht nur die geile Anspannung, sondern auch
die Zunge der Freier lösen und so den Nazi-Machthabern wertvolle Informationen
liefern. Unbegründet war das nicht: zu den Kunden des - zwar umbenannten, aber
weiterhin gut bekannten - Etablissements zählten hohe ausländische Diplomaten.
Zum Beispiel erlebten der italienische Botschafter Dino Alfieri und auch dessen Chef,
der italienische Außenminister Graf Ciano (Mussolinis Schwiegersohn) bei ihren Ber-
lin-Besuchen ‚befreiende’ Stunden zwischen den Schenkeln der im doppelten Sinne
aufnahmebereiten Fräuleins der Pension Schmidt.
Lauschen fürs Vaterland
Heydrich und seine Leute wollten sich aber nicht allein auf die Berichte der Spio-
nagehuren verlassen. Also wurden die Fickräume mit Mikrofonen ausgestattet und
im Keller des Hauses eine Abhörzentrale eingerichtet. Und so herrschte oben in
den Separees erregtes Treiben während unten der Sicherheitsdienst der SS dem-
selben zuhörte - und dabei mit Sicherheit nicht nur seine Lauscher aufstellte...
PS:
Die gute Kitty schwieg übrigens bis zu ihrem Tod 1954 über das, was im Salon
während des Krieges geschah. Sie nahm ihr Wissen mit ins Grab. Hunderte von
Trauergästen folgten ihrem Sarg, um ihr die letzte Ehre zu erweisen - darunter
sollen nicht wenige Stammgäste gewesen sein.
Spionage-Puff: flirten, ficken - und verpfeifen
Wie jederMann so sind auch Politiker, Diplomaten und Militärs bisweilen - oder
auch öfter - geil. Und dann sinnen sie auf Abhilfe: Nutten müssen her. Und weil
Geld nicht so die Rolle spielt, entsteht eine spezielle Nachfrage nach Edelprosti-
tuierten in mondäner Umgebung. Sehr gut aussehend, raffiniert-galant und der
gehobenen Konversation mächtig müssen die exklusiven Ladies sein - obwohl,
wie böse Zungen behaupten, es am Ende dann doch genau so schlicht zugehen
soll wie bei Hinz und Kunz: auch die Einflussreichen aus Gesellschaft und Politik
rotzen zum Schluss den Weibern ganz ordinär in Mund und Möse.
Wie auch immer: diese gutbetuchte Klientel hatte Ende der 1920er-Jahre die ge-
schäftstüchtige Katharina Zammit im Auge. Und sie machte den Herren ein An-
gebot: sie eröffnete im feinen Berliner Stadtteil Charlottenburg in der Gisebrecht-
straße 11, einer Seitenstraße des Kurfürstendamms, ein Edelbordell und nannte
es „Salon Kitty“ und sich selber fortan Kitty. Das Geschäftsmodell kam gut an,
denn schon bald verkehrten dort die Spitzen der Berliner Gesellschaft und entleer-
ten bei Kitty und ihren Salondamen eifrig sowohl ihre gutgefüllten Geld- wie auch
prallgefüllten Samenbeutel.
Der Puff brummte prächtig über die ganzen 1930er-Jahre, bis im Jahre 1939 Ge-
stapo-Chef Reinhard Heydrich und sein Adjutant Walter Schellenberg auf den
Laden aufmerksam wurden: sie waren auf der Suche nach einem Objekt zur Ein-
richtung eines Spionage-Bordells und befanden „Salon-Kitty“ als dafür geeignet.
Verführen für den "Führer"
Und dann ging alles ganz schnell: gezielt wurde die Inhaberin Kitty unter Druck ge-
setzt und für eine stillschweigende Zusammenarbeit ‚gewonnen’. Ihr Salon bekam
den unauffälligen Namen „Pension Schmidt". Alle Berliner Polizeidirektionen erhiel-
ten eine als "Geheime Reichssache" deklarierte Anfrage um Amtshilfe:
"Gesucht werden Frauen und Mädchen, die intelligent, mehrsprachig, national-
sozialistisch gesinnt und ferner mannstoll (!) sind".
(schon interessant: die Gestapo sucht schlaue Faschistinnen, die geil aufs Ficken
sind und zudem das Schwanzlutschen - oder was sonst ist mit „mehrsprachig“
gemeint

Fündig wurden die frischgebackenen Bordellbetreiber von der SS zum Beispiel in
den Karteien der Sittenpolizei. Ex-Kitty-Callgirl Liesel A. erinnert sich (SPIEGEL,
1976): Man habe sie vor die Alternative gestellt, entweder in der Panzerkettenfabrik
zu rackern oder ihre vaterländische Pflicht im Nazi-Puff zu erfüllen. "Und nicht bum-
meln", habe der Herr, der sie zur Spionage abordnete, ihr noch mitgegeben. Ihr
Auftrag: Flirten, verführen - und verpfeifen.
Oder anders gesagt: beim Blasen auch Staatsgeheimnisse absaugen.
Spitz machen - und dabei spitzeln
In der Horizontalen nämlich, so die Kalkulation von Kittys neuen Auftraggebern,
werde sich durch intime Behandlung nicht nur die geile Anspannung, sondern auch
die Zunge der Freier lösen und so den Nazi-Machthabern wertvolle Informationen
liefern. Unbegründet war das nicht: zu den Kunden des - zwar umbenannten, aber
weiterhin gut bekannten - Etablissements zählten hohe ausländische Diplomaten.
Zum Beispiel erlebten der italienische Botschafter Dino Alfieri und auch dessen Chef,
der italienische Außenminister Graf Ciano (Mussolinis Schwiegersohn) bei ihren Ber-
lin-Besuchen ‚befreiende’ Stunden zwischen den Schenkeln der im doppelten Sinne
aufnahmebereiten Fräuleins der Pension Schmidt.
Lauschen fürs Vaterland
Heydrich und seine Leute wollten sich aber nicht allein auf die Berichte der Spio-
nagehuren verlassen. Also wurden die Fickräume mit Mikrofonen ausgestattet und
im Keller des Hauses eine Abhörzentrale eingerichtet. Und so herrschte oben in
den Separees erregtes Treiben während unten der Sicherheitsdienst der SS dem-
selben zuhörte - und dabei mit Sicherheit nicht nur seine Lauscher aufstellte...
PS:
Die gute Kitty schwieg übrigens bis zu ihrem Tod 1954 über das, was im Salon
während des Krieges geschah. Sie nahm ihr Wissen mit ins Grab. Hunderte von
Trauergästen folgten ihrem Sarg, um ihr die letzte Ehre zu erweisen - darunter
sollen nicht wenige Stammgäste gewesen sein.