Strassenstrich in Dortmund / Sperrbezirkausweitung
Scheint was dran zu sein, hier ein Artikel aus derwesten.de

Zitat:Huren skandieren in Dortmund: "Lieber Prostitution als Hartz IV"

Dortmund, 24.03.2011, Katrin Figge, Steffen Gerber


Dortmund. Etwa 75 Prostituierte und Unterstützerinnen sind am Donnerstag in Dortmund auf die Straße gegangen, um gegen die Straßenstrich-Schließung zu demonstrieren. In einem Demo-Zug marschierten sie von der Ravensberger Straße über Bornstraße und Wall zur Kundgebung vors Rathaus.

Viele High-Heels, aber auch Turnschuhe, sind am Donnerstagnachmittag (24. März 2011) durch Dortmund marschiert. Etwa 75 Personen beteiligten sich am Marsch der Huren, neben Prostituierten auch Männer und Frauen, die das Anliegen der Prostituierten unterstützen — die Beibehaltung des Straßenstrichs. Auch Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen Kober und Mitternachtsmission waren dabei.

Mit Trillerpfeifen und Parolen wie "Der Straßenstrich muss bleiben, wir lassen uns nicht vertreiben!", "Nicht schließen!", "Dortmund ohne Straßenstrich, das ist doch wirklich lächerlich!" oder "Lieber Prostitution als Hartz IV" machte die Gruppe lautstark auf sich aufmerksam. Auch Plakate mit Aufschriften wie "Wir sind nicht kriminell!" wurden zum stahlblauen Himmel gereckt.

Vom Straßenstrich an der Ravensberger Straße ging es über Bornstraße, Schwanenwall, Ostwann und Kleppingstraße zum Friedensplatz. Viele Neugierige am Straßenrand schauten dem Protestmarsch zu. Zu ihrer Information verteilten die Demonstranten eifrig Handzettel, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen.

Der "Marsch der Huren" führt die demonstrierenden Ptrostituierten zum Rathaus. Fotos: Katrin Figge/DerWesten Der "Marsch der Huren" führt die demonstrierenden Ptrostituierten zum Rathaus. Fotos: Katrin Figge/DerWesten

Und die Passanten zeigten zum großen Teil Verständnis für das Anliegen der Frauen. Die Sicherheit des Straßenstrichs und die gute Möglichkeit der gezielten Kontrolle sei eben nur dort möglich. Andere Passanten haben eine geteilte Meinung zum Straßenstrich: "Prostitution ist wichtig und unverzichtbar", meint eine Frau. "Aber so, wie sie derzeit geballt an einem Ort in der Nordstadt stattfindet, zieht sie die ganze Gegend runter." Abfällig über den demonstrierenden Prostituierten äußerte sich kaum einer. Stattdessen studierten die Schaulustigen aufmerksam die verteilten Info-Zettel.

Den Friedensplatz erreichte die Gruppe, die inzwischen auf rund 100 Teilnehmer angewachsen war, gegen 15.45 Uhr. Politiker von Linken und Grünen gaben vor dem Rathaus unter dem Applaus vieler Frauen ihre Statements ab. So wurde etwa ein Brief von Dany verlesen, über diie DerWesten bereits berichtet hatte. Auch Sozialausschuss-Vorsitzender Michael Taranczewski (SPD) war vor Ort.

Hautnah dabei war auch ein bulgarischer TV-Sender, der einige Interviews mit bulgarischen Prostituierten aus der ersten Reihe der Versammelten in deren Heimatsprache führte. Gegen 16.30 Uhr löste sich die Versammlung auf, die aus polizeilicher Sicht friedlich und ohne nennenswerte Störungen verlaufen war.

Streit um Straßenstrich An der geplanten Straßenstrich-Schließung in der Dortmunder Nordstadt scheiden sich die Geister.

Angst vor Straßenstrich-Schließung

Hintergrund der Demonstration: Dortmunds Huren haben Angst. Würde der Straßenstrich abgeschafft, dann sehen sie auch für ihre Sicherheit schwarz. Sie würden aus der sicheren Gruppe der vielen Frauen gerissen, die gemeinsam auf der Ravensberger Straße der Prostutition nachgehen – und die aufeinander achten. Sie verlören den Schutz der Verrichtungsboxen mit Notrufknopf. Sie verlören die Kontrolle der Polizei. Sie wären über das ganze Stadtgebiet verteilt auf sich allein gestellt.

Unterstützt wurden die Prostituierten von der Beratungsstelle Kober, die die Frauen im Container am Straßenstrich versorgt, Hilfe anbietet, über Sicherheit und Gesundheit informiert, kleine Snacks und Accessoires verkauft und eine Waschgelegenheit bietet. Auf der Kober-Homepage haben die Frauen eine Erklärung über ihre Forderungen abgegeben.

Hier der Aufruf der Frauen im Wortlaut:

Zitat:„Skandal im Sperrbezirk! Wir Frauen vom Dortmunder Straßenstrich gehen auf die Straße! Am 24.März 2011 wird sich eine Gruppe der Straßenprostituierten von der Ravensberger Straße zum ersten mal ganz bewusst in die Öffentlichkeit begeben, um vor das Dortmunder Rathaus zu ziehen und dort gegen die Schließung des Straßenstriches zu demonstrieren.

Da wir Prostituierte auch fast 10 Jahre nach Inkrafttreten des Prostitutionsgesetzes noch lange keine gesellschaftliche Akzeptanz erfahren, ist dies ein ganz außergewöhnlicher und mutiger Schritt. Notwendig wird er aufgrund der Tatsache, dass der Rat der Stadt Dortmund am 31.März über die mögliche Schließung des sicheren und sozialverträglichen Straßenstrichs abstimmen will.

Wir gehen einer legalen Tätigkeit nach und sind keine Kriminellen!

* Wir haben Angst um unseren Arbeitsplatz.
* Wir haben Angst, wieder ohne Sicherheitsanlage in abgelegenen Gebieten arbeiten zu müssen und so wieder ungeschützt gewaltbereiten Kunden und Schutzgelderpressern ausgeliefert zu werden.
* Wir haben Angst, den regelmäßigen Kontakt zur Beratungsstelle Kober zu verlieren und nicht mehr Hilfe in akuten Notlagen, Beratung zum sicheren Arbeiten, zu Gesundheitsfragen und auch Ausstiegshilfen an unserem Arbeitsplatz in Anspruch nehmen zu können.
* Wir haben Angst, nicht mehr die Sicherheit der eigenen Gruppe und der Polizei an einem festen Ort zu haben, sondern allein und auf uns gestellt unserer schwierigen und gefährlichen Tätigkeit nachgehen zu müssen.

Diese Ängste sind größer, als die Angst, bei einer öffentlichen Demonstration persönlich als Prostituierte erkannt zu werden.

Die Schließung des Straßenstrichs löst nicht die Probleme der Dortmunder Nordstadt!

Jeder, der sich mit uns solidarisch zeigen möchte, ist herzlich eingeladen, sich als Stellvertreterin/Stellvertreter für diejenigen Frauen, die aus verschiedenen Gründen nicht an dieser Demo teilnehmen wollen/können, bei dieser Demonstration mit zu gehen.

Wir Frauen werden Perücken und Sonnenbrillen tragen, und alle Stellvertreterinnen können ebenfalls mit Perücke und Sonnenbrille ausgestattet unsere Anonymität in der (hoffentlich) großen Gruppe verbessern.“

carolusMAGNUS, wer weiß mehr?
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