13.10.2011, 20:45
http://www.badische-zeitung.de/freiburg/...28417.html
Zitat:Kitsch-Puff in Ökobauweise
Morgen eröffnet in der Tullastraße im Industriegebiet Nord ein neues Bordell im farbenprächtigen orientalisch-antiken Stil.
[Farbenfroher Kitsch: eine der im FKK-Palast arbeitenden Prostituierten | Foto: ingo schneider]
Farbenfroher Kitsch: eine der im FKK-Palast arbeitenden Prostituierten Foto: ingo schneider
In Nachbarschaft zu Fast-Food-Restaurant, Schlachthof, Badenova und Autohaus eröffnet morgen nach 20-monatiger Umbauzeit im Industriegebiet Nord ein neues Bordell. Der "FKK-Palast" ist einer von zwei existierenden behördlich genehmigten Etablissements . Beschwerden gab es laut Stadtverwaltung bislang von einem Anwohner wegen der Gebäudegröße und eines Banners. Die Aid s-Hilfe hat an dem Bordell nichts auszusetzen, solange die Frauen medizinisch versorgt sind und ordentlich behandelt werden (Fotos) .
"Wir wollen nicht die Moralapostel sein", sagt Stefan Zimmermann von der Aids-Hilfe Freiburg, die im Rahmen des Projekts "Pink" Prostituierte vor Ort mitbetreut. Auch seine Kollegin Jessica Gräber sagt, sie habe generell kein Problem mit Bordellen. "Ich habe nur den Wunsch, dass die Frauen, die dort arbeiten, über die Risiken informiert sind und Zugang zu medizinischer Versorgung haben." Es müsse aber, findet Gräber, politisch mehr getan werden, damit die Prostituierten anders behandelt werden.
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SPD-Stadtrat Walter Krögner hat sich einen Eindruck vor Ort verschafft. "Ich habe den Eindruck, dass die Frauen hier vernünftig behandelt werden. Wenn alles so stattfindet, wie es aussieht, wird das dazu beitragen können, den illegalen Sumpf etwas auszutrocknen." Die 28 Jahre alte Prostituierte "Patricia" aus Polen, eine gelernte Hotelfachfrau und seit vier Jahren im Gewerbe, lobt die Arbeitsbedingungen im FKK-Palast; sie sei freiwillig und gerne hier und lasse sich alle zwei Wochen medizinisch untersuchen: "Draußen kann man sich mehr anstecken als in einem Puff." Aids-Hilfe-Berater Zimmermann denkt auch, dass die meisten Prostituierten sich untersuchen lassen. Leider verzichteten bei entsprechender Bezahlung aber viele darauf, sich zu schützen: "Ohne Kondome ist gang und gäbe. Gut finden kann man das natürlich nicht." Obwohl der "FKK-Palast" im Internet mit "tabulosem Vollservice" wirbt, versichert Blondine Patricia, dass für sie ungeschützter Sex nicht in Frage komme – "auch nicht für 1000 Euro".
Der von einer hohen Mauern umgebene FKK-Palast wurde 20 Monate lang aufwendig umgebaut und neu gestaltet, daran beteiligt waren die Freiburger Künstler Kai Orlob, Pál Mathias und Nina Capek. Mit dem architektonischen Stile-Mischmasch erinnert das Gebäude an einen kitschigen Orient-Antike-Palazzo in Las Vegas: mit Tier- und Pflanzenornamenten, Themenzimmern, Weinbrunnen, Fresken, Blattgold-Deko, Glitzertheke, Kama-Sutra-Wandreliefs, Whirlpool, Dampfbad, Sauna und orientalischer Lounge. Inhaber Berthold Lorenz preist seinen Betrieb wegen des Blockheizkraftwerks, der Regenwassernutzung, der Fassadenisolierung und der Wärmerückgewinnung als "grünes Puff". Was der Umbau gekostet hat, will er nicht sagen. Jede Prostituierte zahlt an ihn pro Tag für die Nutzung der Räume eine Gebühr von 50 Euro sowie weitere 50 Euro für Unterkunft und Steuer. Jeder Kunde bezahlt 60 Euro Eintritt und nochmal so viel für jede halbe Stunde weitergehenden "Service" mit einer der 15 bis 20 täglich anwesenden Damen.
Betreiber Lorenz führt auch ein Bordell in Offenburg und in Villingen-Schwenningen das Eros "Na und" . "Er steht hier mit zwei Gewerbebetrieben in Verbindung", sagt Stefan Assfalg, Referent des Oberbürgermeisters auf der Baar, "beide sind bisher bei der Stadtverwaltung nicht negativ in Erscheinung getreten." Die Freiburger Polizei hat die Bordelle in der Stadt grundsätzlich im Auge. "Wir halten engen Kontakt zu Betreiber und Frauen", sagt Sprecher Karl-Heinz Schmid. "Es ist gewerbsimmanent, dass es zu Nötigungshandlungen jeglicher Art kommen kann." Das reiche von Menschenhandel bis Zuhälterei. Sobald die Polizei dafür Anzeichen entdecke, schreite sie sofort ein. Andernfalls gilt laut Schmid: "Hier kann aufmachen, wer will, sofern er sich an die rechtlichen Vorgaben hält."
![[Bild: palastnuef.jpg]](http://www.abload.de/img/palastnuef.jpg)