Polen, Pech und Pannen
#1
Traurig 
Da es hier wenig Berichte gibt, hab ich mir vorgenommen, ein Investigativreise zu starten, um Euch ein Update schreiben zu können.

Wie dem spitzfindigen Leser aufgefallen sein mag, deutet der Titel nicht nennenswerte Erfolge hin.

Wer auf baltische Bunga-Bunga-Orgien hofft, möge einen anderen Bericht lesen. Hier seht Ihr, was NICHT funktioniert – und das ist alles, was ich in 3 Tagen herausfinden konnte.

Ich will damit nichts sagen, dass in Polen nichts geht. Wahrscheinlich bin ich nur zu blöd, zu feige, zu geizig oder vielleicht alles 3 zusammen.
 
Das Drama beginnt schon am ATM an der Tankstelle. Ich will mir beim Tanken die 1% für Kreditkarte im Ausland sparen und ziehe 1000 Zloty. Sehe nachher auf der Quittung, dass die 12,9% Gebühren draufgeschlagen haben. Damit sinkt mein persönlicher Wechselkurs auf 4:1, also 100 Zloty sind für mich 25 €.

Die erste Station ist Breslau. Im letzten Jahr hatte ich einen Abstecher ins „Sweet Dreams“. War nicht spektakulär, aber kann man machen. Damals waren dort 6 Mädels, davon 2 oberer Durchschnitt und 4 mal der Zonk. Glaube damals 300 für die Stunde gezahlt zu haben und 200 wäre die halbe Stunde gewesen.

Nachdem mir keine bessere Option bekannt ist, gehe ich also wieder dorthin.

Kam 30 Meter davor werde ich von einer extrem süßen Maus angequatscht, die mich in die Tango-Bar schleppen will. Ihre ambitionierten Versuche mit mir Englisch zu sprechen, hat sie noch süßer gemacht.

Prinzipiell ist allein der Versuch, mich auf der Straße anzusprechen, schon Grund genug, dass ich solche Schlepper-Läden nicht betrete. Doch bei dieser Tabledance-Bar sehe ich den Haken nicht. Umgerechnet 5 € für 2 große Bier und freier Eintritt.

Also bin ich rein und dank der Uhrzeit einer von nur 3 Gästen.

Auch drinnen sind die Mädels zuckersüß und die tänzerischen Qualitäten an der Stange sind beachtlich. So viel Übung bei dem zarten Alter.

Natürlich kam, was kommen musste. Ein Bunny (alle haben Playboy-Kostüme) setzt sich neben mich und zwängt mir ein Gespräch auf. Ja, das gehört natürlich dazu, doch ich mag es nicht, wenn sich das „Produkt“ für den „Käufer“ entscheidet. Lasst mich doch selber auswählen, ob wann und wem ich in den In-Fight gehe.

Bunny ist ganz hübsch und auch lieb, doch die Lust am Abend vergeht mir. Sie bittet mich, etwas von mir zu erzählen. Ja, was willst Du denn wissen, frage ich. Egal was. Ich soll ihr einfach irgendwas über mich erzählen.

Sorry, ich weiß nicht, ob ich zu doof oder vielleicht auch zu intelligent bin, doch das kann ich nicht greifen. Wenn ich sie nun mit meinen Hobbys, meiner Arbeit oder wasauchimer zutexten würde, hätte sie das alles ganz toll und spannend gefunden.

Und dann darf ich dafür bezahlen, dass ich mir einen Gespächsorgasmus vorspielen lasse. NEIN.

Hätte sie mir dagegen erzählt, wie es sich als Frau anfühlt hart durchgenommen zu werden und welche Sauereien sie den schon durch hat… da hätte ich zumindest hochinteressiert zugehört. Aber so hat mir das „Gespräch“ eigentlich nur den Blick auf die aktuelle Tänzerin versaut und so versuche ich sie höflich durch viel Schweigen loszuwerden.

Als sie selber dran ist lege ich meine Tasche auf ihren Platz. Als Abstandshalter. Doch dieser Wink mit dem Gartenzaun wurde professionell ignoriert. Apropos: Von allen Tänzerinnen war sie sogar die beste. Doch was hilft mir, dass sie über eine Minute ohne Bodenberührung die Stange umkringeln kann, wenn ich doch einfach nur Abspritzen will?

Wie befürchtet kommt die Kellnerin mit der Ladykarte und will wissen, welchen Drink ich für das Gespräch denn ausgeben will?
„Also eigentlich versuche ich die ganze Zeit das Gespräch zu vermeiden“, denke ich mir, doch schlucke den Satz runter.

Die Karte ist ausführlich und schön bebildert. Erinnert mich an ein Eiscafe. Doch die Vorgehensweise verstört mich. Die Tänzerin sucht sich einen Mann aus aber er schreibt ihr dann vor, was sie trinken soll. Können freie Menschen nicht selber entscheiden, was sie wollen?
Ich weigere mich die Karte anzunehmen und begründe, dass mir das zu früh sei. Vielleicht dann, wenn ich mein 2. Bier habe, doch nun will ich erstmal ankommen.

Ich sehe in der geöffneten Karte in ihren Händen Preise von 270 Zloty für ein Martini-Glas. Wenn ich richtig verstehe, ist dort ein Privat-Dance bereits inkludiert. An sich ein nettes Modell.

Doch das sind 70 €. Für den Betrag kann ich 30m weiter eine Stunde vögeln. Verkäuferisch dämlich blättert die Kellnerin vor meinen Augen durch die Karte und zeigt mir den Champus für 4.000 Zloty. Das sind Tausend Euro. Wieviele Tage darf ich die Tänzerin denn dafür behalten??

Ich setze mich durch, erst später in die Karte zu sehen und die Kellnerin verschwindet.

Weiterhin bemühe ich mich Gesprächen auszuweichen, um einfach nur den anderen Tänzerinnen zuzusehen. Wenn wir dort eine richtig gut gefällt, ist der Privat mit Ladydrink immer noch eine Option.

Es entsteht eine peinliche Verlegenheit. Sicherlich für uns beide.

Ich rauche aus Verlegenheit, wehre weiterhin Gesprächsversuche ab und sehe den anderen beim Tanzen zu. In jedem anderen von mir bisher besuchten Etablissement wäre das Mädel einfach weitergezogen.

Warum haben die nicht einfach Dollar, die ich als Tipp geben könnte.

Mir beginnt das Ganze Leid zu tun, weil sie wirklich lieb ist. Ich mag nur nicht, wenn ich so überrumpelt werden und andere für mich entscheiden. Außerdem ist ein Stripladen mit Schleppern nicht der Ort, um einen Liebeskasper zu entwickeln.

Überlege schon, ihr einfach einen Schein zuzustecken. Doch was gibt man da? 50 Zloty = 13 €? Wäre bei uns ein Stundenlohn. Hier könnte es auch eine Beleidigung sein.

Und schon kommt die Kellnerin zum 2. Mal mit der Karte. Jetzt reicht es. Ich erkläre ehrlich, dass ich mich unter Druck gesetzt fühle, auf mein zweites Bier verzichte und gehe.

„Also wenn ich Du wäre“ sagt die Kellnerin auf Englisch, „würde ich lieber hierbleiben und Spaß haben anstatt zu gehen". Hört es endlich mal auf, dass Ihr für mich entscheiden wollt? Ich bin ein Mann.

Damit gehe ich. Alles sauber. Kein Stress beim Gehen.

Hätte ich geahnt, was der Abend noch bringt, hätte ich den 270er Privat genommen und an mir selber rumgespielt.

Denn es kommt schlimmer.
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Polen, Pech und Pannen - von Biernot - 29.07.2020, 15:34
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RE: Polen, Pech und Pannen - von Tenderly Trust - 29.07.2020, 18:16
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