19.03.2009, 11:02
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.03.2009, 11:07 von tylerdurden.)
In Erinnerung gerufen wurde mir die Geschichte wegen dieses Threads über den Besuch in einem alt eingesessenen Saarbrücker Bordell.
https://www.lustscout.to/wbboard/newreply...1&p=395001
Für diejenigen, die es interessiert hier mal ein uralter Spiegelartikel :
Quelle : http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument...op=SPIEGEL
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Für diejenigen, die es interessiert hier mal ein uralter Spiegelartikel :
Quelle : http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument...op=SPIEGEL
Zitat:
DER SPIEGEL 3/1993 vom 18.01.1993, Seite 33-36
Zitat:
Die Geschichten des "O."
Nach seiner Pensions-Affäre kommt der sozialdemokratische Ministerpräsident des Saarlands, Oskar Lafontaine, durch halbseidene Freunde ins Gerede. Er selbst, zwei seiner Minister und der SPD-Fraktionschef Reinhard Klimmt stehen im Verdacht, einige Figuren aus dem Milieu mit Gefälligkeiten bedient zu haben.
Pater Johann Beringer, katholischer Geistlicher im Saarbrücker Knast, war ohne Argwohn. Weil ihn die schweren Anstaltsschlüssel beim Zelebrieren der Messe behinderten, ließ der Priester sie vor Beginn des Gottesdienstes stets in der Sakristei liegen - in einem offenen Schrank.
Die Nachlässigkeit blieb einem stadtbekannten Häftling nicht verborgen: dem saarländischen Unterweltkönig Hugo Peter Lacour, heute 49. Der in Saarbrücken geborene französische Staatsangehörige, unter anderem des Mordes angeklagt, hatte es im Knast bis zum Meßdiener gebracht.
Die fromme Beschäftigung nutzte der vielfach vorbestrafte Lacour zu einer spektakulären Flucht, die bundesweit Schlagzeilen machte. Am 10. Oktober 1987, kurz vor Beginn des samstäglichen Gottesdienstes in der Anstaltskirche, meldete sich Lacour bei Pater Beringer zu einem kurzen Toilettenbesuch ab, griff nach dem Schlüsselbund des Priesters - und war weg.
Der Ausbruch konnte nur gelingen, weil irgend jemand im Knast versäumt hatte, ein Zweitschloß an der Außentür abzuriegeln. Der Schuldige für diese Panne wurde nie gefunden, bohrende Fragen von Ermittlern und Landtagsabgeordneten an den verantwortlichen Justizminister Arno Walter, 58, und die sozialdemokratische Regierung des Kabinettschefs Oskar Lafontaine, 49, brachten kein Ergebnis.
Der Gerechtigkeit wurde trotzdem vorerst Genüge getan. Lacours Freiheit währte nur fünf Tage, dann faßte ihn die französische Polizei in Metz. Dort sitzt er seitdem in Haft, von einem französischen Gericht wegen eines bewaffneten Raubüberfalls verurteilt, den er im Saarland verübte. Frankreich liefert Landsleute nicht aus.
Gut fünf Jahre nach dem spektakulären Ausbruch bringt der Gangsterkönig die Regierung des Saarlands wieder in Bedrängnis. Zwar wurde der mysteriöse Kumpan, der Lacour zur Flucht verhalf, noch immer nicht entdeckt. Doch nun stellt sich heraus, daß saarländische SPD-Spitzenpolitiker jahrelang direkt und indirekt Kontakt mit dem Mordverdächtigen hielten, der lange Zeit der meistgesuchte Schwerverbrecher in dem kleinen Bundesland war.
Vor allem der SPD-Fraktionsvorsitzende, Reinhard Klimmt, 50, heimlicher Chef der Saar-SPD und Mitglied im Bundesvorstand seiner Partei, und sein Freund Oskar Lafontaine pflegen, so zeigt sich, eine merkwürdige Nähe zu einigen Figuren aus der Halb- und Unterwelt.
Die halbseidenen Freundschaften wurden schon in den siebziger Jahren, als Lafontaine Bürgermeister der Landeshauptstadt und Klimmt Chef der Saar-Jusos war, an Biertresen und in Rotlicht-Etablissements besiegelt. Daß sie den Aufstieg der beiden lebensfrohen Genossen an die Spitze der deutschen Politik überdauert haben, beschert der mit absoluter Mehrheit regierenden Landes-SPD, noch nicht einmal ein Jahr nach der Affäre um unberechtigte Pensionsbezüge des Ministerpräsidenten (SPIEGEL 23/1992), neue Malaisen: Beide waren der anrüchigen Klientel gefällig.
Dabei haben sich Klimmt und Lafontaine nicht damit begnügt, ihren alten Kneipenkumpanen aus dem Milieu persönlich mit Rat und Tat beizustehen. Sie --- S.34 haben auch zwei Kabinettsmitglieder, den Innenminister Friedel Läpple, 54, und Justizminister Walter in die Affäre mit hineingezogen.
Der Justizchef kümmerte sich, auf Klimmts Bitten, um den Fall Lacour. Der Gangsterkönig von der Saar soll, heißt es in der Anklage der Staatsanwaltschaft, im August 1985 den Saarbrücker Kaufmann Heinz Weirich, Mitbetreiber eines Eros-Centers, ermordet haben. Der Haftbefehl wird vollstreckt, sobald Lacour, inzwischen Freigänger im Knast von Metz, den Fuß über die Grenze setzt.
Das wurmt den Verbrecher, der unbedingt nach Deutschland zurück will. Deshalb wandte er sich an seinen alten Bekannten Klimmt.
In mehreren Briefen an den Spitzengenossen bestritt Lacour, die Tat verübt zu haben. Den "sehr geehrten Herrn Klimmt" forderte er auf, bei Justizminister Walter auf die Niederschlagung des Mordverfahrens und den Erlaß von alten Reststrafen zu drängen - zunächst nichts Ungewöhnliches: Bittbriefe aus dem Knast gehören zum politischen Alltag von Ministern und Abgeordneten.
Klimmt reagierte jedoch keineswegs alltäglich. Anstatt den Häftling auf den Rechtsweg zu verweisen, schritt der Sozialdemokrat selbst zur Tat.
In einem Brief vom 27. September 1989 an den Mordverdächtigen im Metzer Knast meldete Klimmt Vollzug. Halb förmlich, halb kumpelhaft ("Sehr geehrter Herr Lacour, lieber Hugo") übermittelte der Politiker, was er für den Gangsterkönig erreicht hatte. "Ich habe", versicherte er, "noch mal mit unserem Justizminister" gesprochen. Und auch der sah offenbar kein Problem darin, mit Informationen über einen anhängigen Mordfall dienlich zu sein.
Klimmt meldete umgehend in den französischen Knast, was er von Justizchef Walter über den Sachstand erfahren hatte: "Er sagte mir, daß die Ermittlungen in dem Fall Weirich noch nicht abgeschlossen seien." Walter habe auch "zugesagt, mich auf dem laufenden zu halten und mich zu informieren, wenn sich die Sachlage verändert".
Ein erstaunlicher Vorgang: Der Justizminister hätte, wie es das Gesetz verlangt, Klimmts Intervention zurückweisen müssen. Statt dessen landeten Auskünfte über den Stand des Verfahrens direkt in der Zelle des Angeklagten - alles hinter dem Rücken von Staatsanwaltschaft und Gericht.
Wie nahe sich der Politiker Klimmt und der Kriminelle Lacour stehen, zeigt auch ein weiteres Schreiben des Lafontaine-Vertrauten in die Justizvollzugsanstalt Metz-Queuleu, Rue de la Seulhotte 1. Geradezu beflissen läßt Klimmt den "lieben Hugo Peter" wissen, er habe dessen Briefe "erhalten und heute auch den zweiten mit dem Gnadenerlaß an den Justizminister zur Bearbeitung weitergegeben". Als sei dies noch nicht freundlich genug, fügte Klimmt hinzu:
"Ich hoffe, daß ich Dir damit helfen konnte, und grüße freundlich. Reinhard. P. S. Vielen Dank auch für Deine Glückwünsche zum Wahlergebnis." Kurz zuvor hatte Lafontaine die Landtagswahl an der Saar mit 54,4 Prozent furios gewonnen.
"Manche Leute kaufen sich von dem Geld, das sie nicht haben, Sachen,die sie nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die sie nicht mögen."