Bezahlungsart: bar, Kreditkarte, smartphone
Hier ein neues Interview vom 26.05 2015, gesendet vom Radiosender SWR2:
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Wie würde die Abschaffung des Bargelds die Gesellschaft verändern?
Geprägte Freiheit
Kulturgespräch am 26.5.2015 mit Christina von Braun
Bestechung, Schwarzarbeit, Geldwäsche ohne Bargeld nicht vorstellbar. Immer mehr Ökonomen fordern daher Münzen und Banknoten abzuschaffen. Der globale Geldverkehr wird sowieso bargeldlos abgewickelt. In Dänemark gibt es bereits ein Gesetz, das Geschäften freistellt, ob sie überhaupt noch Bargeld annehmen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Abschaffung des Bargeldes nur noch eine Frage der Zeit ist. Das aber können sich viele Deutsche überhaupt nicht vorstellen, 80 Prozent aller Transaktionen werden bei uns immer noch in bar abgewickelt.
Die Berliner Kulturwissenschaftlerin Prof. Christina von Braun hat sich in ihrem Buch "Der Preis des Geldes" schon vor Jahren mit unserem Verhältnis zum Geld beschäftigt.
Frau von Braun, warum hängen wir Deutsche so an Münzen und Banknoten?
Zumindest muss man sagen, dass dies die einzige gesetzlich zugelassene Zahlungsmöglichkeit in Deutschland ist. Allerdings hält sich nicht einmal der deutsche Staat daran, denn seine Steuern kann man nicht mit Bargeld bezahlen, sondern muss sie per Banküberweisung elektronisch vornehmen. Das heißt, man muss sich tatsächlich fragen, warum das in Deutschland länger dauert als in anderen Ländern. Es gibt ja viele Länder, wo man inzwischen höchstens bis 1.000 oder 1.500 Euro noch in Bargeld zahlen darf, alles andere muss über die Bank geschehen.
Ich vermute, aber das sind natürlich alles Spekulationen, über so eine Volksseele nachzudenken ist etwas schwierig, dass hier tatsächlich immer noch die Inflationszeit der 20er Jahre nachwirkt, also diese traumatische Erfahrung, dass plötzlich das Geld, das Papiergeld, das damals ja überhaupt erst seit Kurzem zirkulierte, keinen Wert mehr hatte, und dass dieser Abstraktionsprozess, den wir in der Geschichte des Geldes beobachten können, mit der Einführung des elektronischen, des bargeldlosen Zahlungsverkehrs noch einmal einen neuen Schub erfährt. Und weil diese Abstraktion damals eben als etwas sehr Unzuverlässiges, Prekäres erfahren wurde, könnte das einer der Gründe sein, weshalb Deutschland sich da schwerer tut als andere Länder.
Eine Hand nimmt eine Euro-Münze aus einer Geldbörse, in der sich weitere Münzen befinden
Aber es sind ja auch die Jungen, die gerne mit Barem bezahlen. Steckt dahinter vielleicht also vielleicht auch so etwas wie ein haptisches Vergnügen? Wir lesen ja auch nach wie vor lieber gedruckte Bücher als E-Books. Heißt das, dass wir die Dinge im wahrsten Sinne des Wortes nicht aus der Hand geben wollen?
Natürlich, aber selbst dann, wenn Sie was in der Hand haben wollen, müssen Sie fragen, warum, was ist der Gedanke, der dahintersteht? Und das ist dieses Bedürfnis, in irgendeiner Weise noch an etwas Reales im Geldverkehr angebunden zu sein, etwas, das eben nicht nur im Kopf, wenn Sie so wollen, oder als Zahl zirkuliert, sondern etwas, das Sie tatsächlich anfassen können.
In Ländern wie den USA oder auch in den skandinavischen Ländern ist das ganz anders. Dort verzichten die Bürger ja bereits freiwillig auf Bargeld und zahlen anscheinend sehr gerne mit EC- oder Kreditkarte.
Amerika war schon bei der Einführung des Papiergeldes Pionier, und insofern kann man sagen, dass die Länder, allen voran die USA, die Pioniere bei der Einführung des Papiergeldes waren, auch die Länder sind, in denen es am wenigsten Hemmungen gibt, diesen weiteren Abstraktionsschub nachzuvollziehen. In Deutschland verlief dieser Prozess langsamer, weil es dieses Bedürfnis gab, das können Sie übrigens auch in der Wirtschaft sehen, nicht nur Finanzkapitalismus, sondern auch einen Industriekapitalismus in einer Form zu betreiben, bei dem dem Geld noch ein realer Gegenwert gegenübergestellt wird. Und auf symbolische Weise scheint dies eben das Bargeld zu sein.
Der Schriftsteller Dostojewski hat Bargeld mal als "geprägte Freiheit" bezeichnet. Hundertprozentig bargeldloser Finanzverkehr würde dann das Gegenteil bedeuten, nämlich die totale Überwachung. Ginge damit also eine ureigene Eigenschaft des Geldes, dass es uns Freiheit verschafft, verloren?
Na ja, auch schon zu Dostojewskis Zeiten war das Geld, das zirkulierte, natürlich eine sehr fragwürdige Angelegenheit. Das Papiergeld ließ sich ja multiplizieren, also vermehren, und verlor damit schon damals diese Anbindung an irgendeine Realität, was jetzt durch das elektronische Geld natürlich noch mal verstärkt wird.
Tatsächlich geht aber noch auf einer ganz anderen Ebene Freiheit verloren. Wenn wir tatsächlich alle nur noch über bargeldlosen Zahlungsverkehr funktionieren, ist die Gefahr sehr groß, dass auch so etwas wie ein Negativzins eingeführt wird. Das ist eine der Befürchtungen, die mit dem bargeldlosen Zahlungsverkehr verknüpft werden. Nicht ganz zu Unrecht, muss man sagen, denn der Zugriff auf die Bankkonten wird dadurch erleichtert. Und wenn man sich anschaut, wie mit dem Papiergeld auch Inflationen angestoßen wurden, weil das Geld sich so leichter vermehren ließ, dann kann man sich natürlich auch vorstellen, dass auch mit dem bargeldlosen Zahlungsverkehr diese Art von staatlichen Eingriffen erleichtert werden.
Negativzins heißt, das Geld verliert an Wert, wenn es auf dem Konto liegen bleibt und nicht in Umlauf gebracht wird. Und Staat und Unternehmen wünschen sich natürlich, dass wir das Geld ausgeben und damit auch die Wirtschaft ankurbeln.
Genau, dass es in Konsumobjekte oder irgendwelche wirtschaftlichen Produkte geht, die wir brauchen oder vielleicht auch nicht brauchen. Das sind Sachen, die sich dann leichter steuern lassen und gegen die es offenbar große Widerstände in Deutschland gibt.
Was ich mir auch vorstelle, ist, man könnte ja niemandem mehr einfach so mal ein bisschen Geld zustecken, also Straßenmusiker würden nicht mehr für die klingende Münze spielen, obdachlose Menschen könnten keinen Hut mehr aufstellen, und auch der Klingelbeutel in den Kirchen bliebe dann leer.
Ja, das ist ein ganz wichtiger Aspekt, der mir auch sofort bei dieser Frage kommt: Wie kann ich ein Almosen geben, einem Bettler unter die Arme greifen? Ich vermute, dass dann stärker Realien wandern werden, also dass ich dem Bettler oder dem Straßenmusiker eben eine Pizza besorge oder irgendetwas in der Art. Aber die Möglichkeiten, da unterstützend zu wirken, sind natürlich sehr recht beschränkt.
Insgesamt glaube ich, dass mit dem bargeldlosen Verkehr der private Tauschhandel größer werden würde, den wir ja jetzt schon parallel zum normalen Geldverkehr sehen, etwas in dem Sinne, dass ich Ihnen eine Wand streiche und Sie dafür mal auf meine Kinder aufpassen. Diese Art von privatem Tauschverkehr würde sich wahrscheinlich verstärken. Aber das sind alles Phänomene, die eigentlich sehr beschränkt sind in ihrem Umfang und die diesem großen Zugriff vom Staat oder von der Ökonomie auf die Einkommensverhältnisse des Einzelnen nicht wirklich entgegensteuern können.
Sie betonen das Kontrollargument von Seiten des Staates für die Abschaffung des Bargeldes. Ein anderes Argument ist ja, dass man die Kriminalität einschränken möchte, also beispielsweise Schwarzgeld oder Geldwäsche, es wäre dann auch kein Bankraub im klassischen Sinne mehr möglich. Entspricht das tatsächlich den Tatsachen?
Zunächst muss man sagen, dass die Kriminalität dadurch natürlich in keiner Weise eingeschränkt würde. Schon jetzt findet ja ein guter Teil der Kriminalität nicht über Bargeld, sondern über Bankkonten statt. Auch die Steuerhinterziehung findet ja nicht mit Schiffen, die mit Bargeld beladen in die Karibik fahren statt, sondern beruht auf bargeldlosem Tauschverkehr. Insofern wird das in keiner Weise die Kriminalität einschränken.
Das SWR2 Kulturgespräch mit der Kulturwissenschaftlerin Christina von Braun führte Sonja Striegl am 26.5.2015 um 7.40 Uhr.
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Fazit: wie ich schon berichtete müssen wir in Zukunft unseren Damen event. Sachwerte zukommen lassen, wie: Kleidung, Essen oder einfach Gegenstände, welche sie sowieso benötigen auf unsere Kreditkarte kaufen.
Kiss " Ich habe einen ganz einfachen Geschmack: ich bin immer mit der besten Frau im Bett zufrieden!"  5stern
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Es bedanken sich: NickR


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RE: Bezahlungsart: bar, Kreditkarte, smartphone - von Mr. Longtime - 27.05.2015, 00:11