30.11.2008, 10:26
1. Adventsonntag:
10.00 Uhr:
In der Reihenhaussiedlung Onkelstieg lässt sich die Rentnerin Erna B. durch
ihren Enkel Norbert 3 Elektrokerzen auf der Fensterbank ihres Wohnzimmers
installieren. Vorweihnachtliche Stimmung breitet sich aus, die Freude ist
groß.
10 Uhr 14:
Beim Entleeren des Mülleimers beobachtet Nachbar Ottfried P. die provokante
Weihnachtsoffensive im Nebenhaus und kontert umgehend mit der Aufstellung
des 10 armigen dänischen Kerzenset zu je 15 Watt im Küchenfenster. Einige
Stunden später erstrahlt die gesamte Siedlung Onkelstieg im besinnlichen
Glanz von 314 Fensterdekorationen.
19 Uhr 03:
Im 10 km entfernten Kohlekraftwerk Sottrup-Hocklage registriert der
wachhabende Ingenieur irrtümlich einen Defekt der Strommessgeräte für den
Bereich Stenkelfeld-Nord, ist aber zunächst arglos.
20 Uhr 17:
Den Eheleuten Horst und Heidi E. gelingt der Anschluss einer Kettenschaltung
von 96 Halogen-Filmleuchten, durch sämtliche Bäume ihres Obstgartens ans
Drehstromnetz. Teile der heimischen Vogelwelt beginnen verwirrt mit dem
Nestbau.
20 Uhr 56:
Der Discothekenbesitzer Alfons K. sieht sich genötigt seinerseits einen Teil
zur vorweihnachtlichen Stimmung beizutragen und montiert auf dem Flachdach
seines Bungalows das Laseresemble "Metropolis", das zu den
leistungsstärksten Europas zählt. Die 40m Fassade eines angrenzenden
Getreidesilos halt der Nikolausprojektion im Dauerfeuer mehrere Minuten
stand, bevor sie mit einem hässlichem Geräusch zerbröselt.
21 Uhr 30:
Im Trubel einer Weihnachtsfeier im Kohlekraftwerk Sottrup-Hocklage verhallt
das laute Alarmsignal aus Generatorhalle 2 ungehört.
21 Uhr 50:
Der 87 jährige Kriegsveteran August R. zaubert mit 190 Flakscheinwerfern des
Typs "Varta Volkssturm" den Stern von Betlehem an die tiefhängende
Wolkendecke.
22 Uhr 12:
Eine Gruppe asiatischer Geschäftsleute mit leichtem Gepäck und sommerlicher
Bekleidung irrt verängstigt durch die Siedlung Onkelstieg. Zuvor war eine
Boing 747 der Singapur Airlines mit Ziel Singapur versehentlich in der mit
3000 bunten Neonröhren gepflasterten Garagenzufahrt der Bäckerei Brohrmeyer
gelandet.
22 Uhr 37:
Die Raumsonde Voyager 2 funkt aus dem All Bilder einer angeblichen Supernova
auf der nördlichen Erdhalbkugel, die Experten in Houston sind ratlos.
22 Uhr 50:
Ein leichtes Beben erschüttert die Umgebung des Kohlekraftwerks
Sottrup-Hocklage, der gesamte Komplex mit seinen 6 Turbinengruppen läuft nun
mit 630 Megawatt bereits 5% über der zulässigen Belastungsgrenze.
Weihnachtliche Stimmung breitet sich aus.
23 Uhr 30:
In der taghell erleuchteten Siedlung Onkelstieg erwacht Studentin Bettina U.
und freut sich irrtümlich über den sonnigen Dezembermorgen. Um 23 Uhr 32
betätigt sie den Schalter ihrer Kaffeemaschine.
23 Uhr 32 und 30 Sekunden:
In die plötzliche Dunkelheit des gesamten Landkreises Stenkelfeld bricht die
Explosion des Kohlekraftwerks Sottrup-Hocklage wie Donnerhall. Durch die
finsteren Ortschaften irren verwirrte Menschen, Menschen wie du und ich,
denen eine Kerze auf dem Adventskranz nicht genug war.
Advent -- frei nach Loriot
Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,
Schneeflöcklein leis herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.
Und drin vom Server her durchbricht
den Serverraum ein warmes Licht.
Daneben hockt bei Notlichtschimmer
der Admin in dem finstern Zimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
hat er den Server umgebracht.
Es war ihm bei der Daten Pflege
ein kleiner Bug schon lang im Wege.
So kam er mit sich überein:
am Niklasabend muß es sein.
Und als das Rehlein ging zur Ruh',
das Häslein tat die Augen zu,
läd er den Treiber auf die Kiste,
die danach nur noch ganz kurz nieste.
Vom Schrei geweckt rümpft nur der Hase
zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln,
derweil die Sternlein traulich funkeln.
Und in dem Serverrack da drinnen
da läuft des Admins Schweiss von hinnen.
Nun muß der Datenknecht sich sputen,
den Server von CD zu booten.
Schnell ist er wieder auf der Platte
für die fschk nicht viel übrig hatte,
voll Sorgfalt checkt er file um file
(leider gelingt das nur zum Teil) -,
das Backup bringt den Rest zurück
doch leider fehlt dann noch ein Stück,
und baut zum Schluß, es geht auf drei,
den Kernel nach Gedächtnis neu,
Da tönt's von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist's, der in so tiefer Nacht
im Schnee noch seine Runde macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten!
He, guter Mann, was macht ihr Sachen,
die armen Usern Kummer machen?
Des Servers Haus ist tiefverschneit,
doch steht der Admin schon bereit:
Die sechs Pakete, heil'ger Mann,
's ist alles, was ich einspiel'n kann.
Kopfschüttelnd seufzt Knecht Ruprecht leise
und macht sich wieder auf die Reise.
Im Serverraum das Notlicht brennt,
ein Lämplein blinkt - es ist Advent.
10.00 Uhr:
In der Reihenhaussiedlung Onkelstieg lässt sich die Rentnerin Erna B. durch
ihren Enkel Norbert 3 Elektrokerzen auf der Fensterbank ihres Wohnzimmers
installieren. Vorweihnachtliche Stimmung breitet sich aus, die Freude ist
groß.
10 Uhr 14:
Beim Entleeren des Mülleimers beobachtet Nachbar Ottfried P. die provokante
Weihnachtsoffensive im Nebenhaus und kontert umgehend mit der Aufstellung
des 10 armigen dänischen Kerzenset zu je 15 Watt im Küchenfenster. Einige
Stunden später erstrahlt die gesamte Siedlung Onkelstieg im besinnlichen
Glanz von 314 Fensterdekorationen.
19 Uhr 03:
Im 10 km entfernten Kohlekraftwerk Sottrup-Hocklage registriert der
wachhabende Ingenieur irrtümlich einen Defekt der Strommessgeräte für den
Bereich Stenkelfeld-Nord, ist aber zunächst arglos.
20 Uhr 17:
Den Eheleuten Horst und Heidi E. gelingt der Anschluss einer Kettenschaltung
von 96 Halogen-Filmleuchten, durch sämtliche Bäume ihres Obstgartens ans
Drehstromnetz. Teile der heimischen Vogelwelt beginnen verwirrt mit dem
Nestbau.
20 Uhr 56:
Der Discothekenbesitzer Alfons K. sieht sich genötigt seinerseits einen Teil
zur vorweihnachtlichen Stimmung beizutragen und montiert auf dem Flachdach
seines Bungalows das Laseresemble "Metropolis", das zu den
leistungsstärksten Europas zählt. Die 40m Fassade eines angrenzenden
Getreidesilos halt der Nikolausprojektion im Dauerfeuer mehrere Minuten
stand, bevor sie mit einem hässlichem Geräusch zerbröselt.
21 Uhr 30:
Im Trubel einer Weihnachtsfeier im Kohlekraftwerk Sottrup-Hocklage verhallt
das laute Alarmsignal aus Generatorhalle 2 ungehört.
21 Uhr 50:
Der 87 jährige Kriegsveteran August R. zaubert mit 190 Flakscheinwerfern des
Typs "Varta Volkssturm" den Stern von Betlehem an die tiefhängende
Wolkendecke.
22 Uhr 12:
Eine Gruppe asiatischer Geschäftsleute mit leichtem Gepäck und sommerlicher
Bekleidung irrt verängstigt durch die Siedlung Onkelstieg. Zuvor war eine
Boing 747 der Singapur Airlines mit Ziel Singapur versehentlich in der mit
3000 bunten Neonröhren gepflasterten Garagenzufahrt der Bäckerei Brohrmeyer
gelandet.
22 Uhr 37:
Die Raumsonde Voyager 2 funkt aus dem All Bilder einer angeblichen Supernova
auf der nördlichen Erdhalbkugel, die Experten in Houston sind ratlos.
22 Uhr 50:
Ein leichtes Beben erschüttert die Umgebung des Kohlekraftwerks
Sottrup-Hocklage, der gesamte Komplex mit seinen 6 Turbinengruppen läuft nun
mit 630 Megawatt bereits 5% über der zulässigen Belastungsgrenze.
Weihnachtliche Stimmung breitet sich aus.
23 Uhr 30:
In der taghell erleuchteten Siedlung Onkelstieg erwacht Studentin Bettina U.
und freut sich irrtümlich über den sonnigen Dezembermorgen. Um 23 Uhr 32
betätigt sie den Schalter ihrer Kaffeemaschine.
23 Uhr 32 und 30 Sekunden:
In die plötzliche Dunkelheit des gesamten Landkreises Stenkelfeld bricht die
Explosion des Kohlekraftwerks Sottrup-Hocklage wie Donnerhall. Durch die
finsteren Ortschaften irren verwirrte Menschen, Menschen wie du und ich,
denen eine Kerze auf dem Adventskranz nicht genug war.
Advent -- frei nach Loriot
Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,
Schneeflöcklein leis herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.
Und drin vom Server her durchbricht
den Serverraum ein warmes Licht.
Daneben hockt bei Notlichtschimmer
der Admin in dem finstern Zimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
hat er den Server umgebracht.
Es war ihm bei der Daten Pflege
ein kleiner Bug schon lang im Wege.
So kam er mit sich überein:
am Niklasabend muß es sein.
Und als das Rehlein ging zur Ruh',
das Häslein tat die Augen zu,
läd er den Treiber auf die Kiste,
die danach nur noch ganz kurz nieste.
Vom Schrei geweckt rümpft nur der Hase
zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln,
derweil die Sternlein traulich funkeln.
Und in dem Serverrack da drinnen
da läuft des Admins Schweiss von hinnen.
Nun muß der Datenknecht sich sputen,
den Server von CD zu booten.
Schnell ist er wieder auf der Platte
für die fschk nicht viel übrig hatte,
voll Sorgfalt checkt er file um file
(leider gelingt das nur zum Teil) -,
das Backup bringt den Rest zurück
doch leider fehlt dann noch ein Stück,
und baut zum Schluß, es geht auf drei,
den Kernel nach Gedächtnis neu,
Da tönt's von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist's, der in so tiefer Nacht
im Schnee noch seine Runde macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten!
He, guter Mann, was macht ihr Sachen,
die armen Usern Kummer machen?
Des Servers Haus ist tiefverschneit,
doch steht der Admin schon bereit:
Die sechs Pakete, heil'ger Mann,
's ist alles, was ich einspiel'n kann.
Kopfschüttelnd seufzt Knecht Ruprecht leise
und macht sich wieder auf die Reise.
Im Serverraum das Notlicht brennt,
ein Lämplein blinkt - es ist Advent.