ruinöse Samenstaubefreiung auf Sylvia
#1
Die heutige Anspritzveranstaltung hat mich irgendwie sehr nachdenklich gestimmt. Da hatte ich immer so viel Spaß am Bukkake, also der erotischen Gesichts- bzw. Körperbesamung auf Frauen, die sich auf das quicke Hervorbringen des männlichen Liebessaftes spezialisiert haben. Ich habe inzwischen eine Frequenz von zwei bis drei Terminen im Monat, bin also gut trainiert, mit einer gewissen Erfahrung gesegnet und bleibe entspannt, wenn’s heiß wird. Denn Lockerheit, gegenseitige Aufmerksamkeit und Sensibilität lassen die erotische Spannung erblühen und nicht verkrampftes unbedingtes Wollen zum Genuss auf Knopfdruck. Dennoch zweifelte ich beim heutigen Abspritzevent erstmals an mir, ob das tatsächlich noch der Fetisch sei, der mich mein ganzes Leben so beherrschte?

Nein, es fehlte heute irgendwie im Team eine gewisse erotische Atmosphäre, es fehlte der Kick und ehrlich gesagt, es fehlte den Männern - ich sage so etwas sonst nicht so leichtfertig dahin - an Niveau. Es fehlte an gewissen Grundvoraussetzungen: ich gehe doch frisch geduscht zu einer solchen Veranstaltung? Ich habe doch eine positive Einstellung zu meiner Sexualität? Ich habe doch Respekt vor der Anspritzdame, die mir da meinen Sexphantasie erfüllen hilft? Ich genieße die intime Situation doch mit Humor? Eine Gesichts- und Körperbesamung verliert fast vollständig jeden Reiz, wenn die Teilnehmer nicht genussfähig sind und das Vermögen einbringen, ein guter Umgang für sich selbst zu sein, damit die Mitmenschen sich gerne mit ihnen umgeben.

Aber der Reihe nach. Treffpunkt ist ein Discount-Parkplatz im verträumt, verschlafenen Nest Königs Wusterhausen. Die Straßen sind dank des Solidaritätszuschlages perfekt ausgebaut – die Häuserfassaden schauen einen adrett und stolz an. Die Gegend wirkt sauber, gepflegt und aufgeräumt. Natürlich sind da einige unsanierte Flächen am äußeren Rand des Örtchens und genau an so einem verlassenen Ort sollen unsere schmutzigen Sexträume Wirklichkeit werden. Statt der großen Männerschar, die sich via Internet angemeldet hat, finden sich nur ein paar kümmerliche Einzelherren ein. Eine Massenbesamung mit einer handvoll Viriler war aber so gar nicht im Sinne des Erfinders und erst recht nicht im Sinne des organisierenden Ehepaares. Es macht sich schon beim begrüßenden Händeschütteln mit dem Ehemann Bernd auf dem Discounter-Parkplatz Enttäuschung breit.

Warum hat das Gros der Herren zu Eventbeginn dann doch Muffe vor der eigenen Courage, die schon notwendig ist, um seiner Sexualität freien Lauf zu lassen? Oder wie es der Ehemann Bernd drastischer formulierte: beim Schreiben sind alle ganz groß, aber wenn’s ernst wird ziehen sie den Schwanz ein.

Hinzu kommt diese deprimierende Erfahrung, dass die Männer nicht mal den Anstand aufbringen abzusagen. Oder einfach ehrlich zu sagen, dass einem leider kurz vor Beginn der Mut abhanden gekommen ist. Mein Hund hatte Durchfall oder mein Auto ist nicht angesprungen zählen da schon zu den glaubwürdigeren Ausreden, obwohl selbst sie schamlos gelogen sind. Wobei es schon fast eine Sensation ist, wenn sich jemand eine Lügengeschichte einfallen lässt. In der Regel hört und liest man nichts mehr von der Sorte der Terminverars*her. Ehemann Bernd tituliert diese Sorte von Männern, ca. 80 Prozent der Angemeldeten, als Schaumschläger oder Verbalerotiker. Sie erzählen viel. Leider nur steckt rein gar nichts dahinter. Vergleichbar dem Motto: Hunde, die bellen beißen nicht. Es wurde wieder einmal viel gebellt. Damit hatte es sich dann nur leider.

Drei Herren kommen zu spät, aber sie sind wenigstens erschienen. Unpünktlichkeit, Anstandslosigkeit, Ungepflegtheit sind im Grunde nur Zeichen von mangelndem Respekt. Und das ist die Grundlage, auf der menschliches Miteinander basiert: Respekt. Den habe ich vor jedem Menschen. Den Respekt bringt man seinem morgendlichen Zeitungszusteller, der nicht mal 400,00 Euro mit seiner körperlich schweren Arbeit verdient, ebenso entgegen wie seinem Arbeitgeber, der pünktlich das Gehalt überweist und seine Firma in Schuss hält. Eine Frau, mit der man seine Sexualität auslebt, verdient doch da ein viel höheres Maß an Respekt, weil damit ein Vorschuss von Vertrauen einhergeht. Dieses respektlose Verhalten der heutigen Männerriege fand ich traurig. Nein, ich muss dies stärker formulieren: mir fehlt für ein solchen Betragen jedes Verständnis.

Die kleine Männergruppe trottet im Gänsemars*h hinter dem Ehemann Bernd hinterher, der über still gelegte Bahnschienen, vorbei an abgebrannten Kasernen, zu einem idyllisch gelegenen Abrisshaus führt. Vor der Ruine warten seine Ehefrau Sylvia auf uns: miniberockt, büstenhalterfreies durchsichtiges Topp und mit einer Strumpfhose Marke Slip ouvert. Es beginnt eine merkwürdige Diskussion: „Will mich jemand f*cken oder wollt ihr nur spritzen?“ Die daraufhin sich in freier Natur ausbreitende peinliche Stille wird nur unterbrochen von ein paar herab fallenden Kastanien und als Desinteresse gegenüber jedwedem Bumsvergnügen gedeutet. Einige Herren finden dann doch den Mut und melden Interesse am Poppen an. Aber es erweist sich als gar nicht so einfach, vor einem kamerabewaffneten Ehemann, der alles aufnimmt, und einer glotzenden Voyeuristenschar drumherum, auch wenn sie nicht groß ist, eine Erektion aufrecht zu halten. Die Stimmung ist für derartige Vorhaben viel zu verkrampft und unerotisch, sodass den missglückten Versuchen eine Penetration zu Stande zu bringen, kein Zeichen von mangelndem Können, sondern ein Zeichen von wenig erregender Konstellation ist. Irgendwie kommt dann doch noch etwas zustande, was durch die rosarote Brille betrachtet als eine Art Gangbang durchgehen könnte. Mit allseitiger Erleichterung wird Sylvias Entschluss aufgenommen, jetzt zum Anspritzen übergehen zu wollen.

Bernd verpackt seine Frau dazu im Schrittbereich mit Klarsichtfolie, um einen Infektionsweg auszuschließen. Mit erstaunlicher Schnelligkeit entledigen sich die Herren dann auf Sylvias Brust oder direkt auf ihren verpackten Schrittbereich, sodass eine ansehnliche Spermamenge per Handbetrieb auf Sylvia ausgeschüttelt wurde. Der optische Genuss der Beschmadderung wird jedoch leider etwas kaputt gemacht, da einer der Herren mit einem Büschel Grashalme das Spritzergebnis verreibt, sodass Sylvias Oberkörper zwar glänzt, aber beim besten Willen nicht mehr eindeutig zu erkennen ist von was es herrührt.

Die Jeansreißverschlüsse surren wieder nach oben. Sylvia wischt sich mit Einweghändtüchern das verriebene Sperma vom Körper, zieht wieder Minirock und durchsichtiges Topp an, wonach es erneut im Gänsemars*h richtig Discounter-Parkplatz geht. Sylvia erhält weder ein Dankeschön noch ein „Auf Wiedersehen“ zum Abschied. Ein Anspritzevent in einer Ruine in Königs Wusterhausen findet sein sprachloses Ende. Die Herren steigen mit ernster Miene in ihre Autos. Sie haben kein Geld ausgegeben, aber sie haben auch keine Freude gezeigt.


http://www.paarreal.de/
http://www.real-party.de/
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guter Vortrag, spritzundgo. Die Gedanken kann ich absolut nachvollziehen.
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