Stumme Berührungen (Olimpia Wellness in Frankfurt-Höchst)
Wie oft bin ich schon durch das etwas schäbige Treppenhaus gegangen. Die Holztreppe, die mit grünem Linoleum belegt ist, knarrte unter jedem meiner Schritte. Im ersten Stock hängt ein Zettel über dem Klingelknopf einer Tür. „Olimpia Wellness“ hatte jemand drauf geschrieben. Wie oft war ich schon in diesen Räumen gewesen? Damals als ich noch Ebony besuchte. Zahllose aufregende Stunden hatte ich hier verbracht. Heute wollte ich einen Teil meiner Erinnerungen zurückholen. Olimpia öffnete mir die Tür. Etwas distanziert bat sie mich herein. Ich war auch schon lange nicht mehr hier gewesen. Über ein Jahr. Wir unterhielten uns. Ich sagte ihr was ich vorhatte. Ich wollte mich mit verbundenen Augen massieren lassen. Ich würde die Masseuse nicht sehen, kein Wort mit ihr wechseln. Auch hinterher nicht. Die Illusion sollte perfekt sein. Ich würde mir einbilden, dass Ebony wieder hier wäre, in diesen Räumen und mich massierte und mit ihren zärtlichen Händen und ihrem wundervollen Körper verwöhnen würde.

Olimpia verband mir die Augen mit einem Tuch. Frisch geduscht lag ich mit meinem Bauch auf der auf dem Boden liegenden Matratze. Ich hörte wie sich die Tür öffnete und jemand den Raum betrat. Jemand ließ sich auf der Matratze nieder. Ich spürte etwas zwischen meinen Zähnen. Ich dachte, dass sie mir ihre erregierte Brustwarze in den Mund schiebt. Es war aber nur eine mit Schokolade überzogene Nuss. Ich spürte zarte Hände, die meinen Rücken streichelten. Jetzt packten Sie fester zu, massierten meinen Rücken, den Nacken. Nun meine Beine. Ich dachte an Ebony. Sie hatte mich eigentlich nie massiert. Eher gestreichelt, voller Zärtlichkeit. Das Wesen legte sich nun mit ihrem ganzen Körper auf meinen Rücken. Ihr warmer, wohlriechender Atem streifte meine Wange. Ihre Lippen berührten mein Ohr. Ihre Wärme, ihre Nähe gewannen langsam die Oberhand. Ich versuchte an Ebony zu denken. Dieser weiche, wohlriechende Körper, dieser warme Atem waren näher. Langsam schwanden meine Gedanken an Ebony.

Ich musste mit ihr kommunizieren. Meine Hände griffen nach ihren Händen. Ich drückte sie. Sie erwiderte den Druck. Etwas vom Wesen der Unbekannten schien sich auf mich zu übertragen. Sie bedeutete mir, dass ich mich umdrehen sollte. „Bridge over troubled Water“ von Simon and Garfunkel drang aus dem Lautsprecher, der unmittelbar vor meinem Kopf am Bett platziert war. „When darkness comes and you´re down, feeling small, and pains is all around, like a bridge over troubled water, I will lay me down”. Und sie legte sich tatsächlich über mich. Ich hatte zwar keine Schmerzen, es tat mir trotzdem gut. Sie hat eine sehr zarte Haut. Ich sog ihren Duft ein. Meine Haut schien sich unter ihren Berührungen zu kräuseln. Ich sah nichts, hörte nichts außer der leisen Musik. Umso intensiver nahm ich ihre Berührungen und ihre Nähe war. Nichts lenkte mich ab. Kein süßes Lächeln, kein lockender Blick, kein hübsches Gesicht. Es gab nur sie und mich, unsere Körper – und unsere stummen Berührungen. Meine Lippen erfühlten ihre Brüste. Sie sind wie ich sie mag, klein und fest. Kleine Erhebungen, die in den Raum zu ragen scheinen. Eine wunderbare Form. Eine ganz zarte Haut. Meine Hände wanderten über ihren Körper. Er fühlte sich gut an. Überall. Sie setzte sich auf meine Brust, ihren Rücken meinem Gesicht zugewandt. Ich mochte den Geschmack ihres Körpers. Sie spürte, wie sie mich erregte. Nach einer scheinbar endlosen Zeit kam ich. Sie säuberte mich. Legte sich zu mir, schmiegte ihren schlanken Körper an mich. Ich nahm den Duft ihrer Haare auf. Wir lagen da, eine ganze Weile. Es tat gut ihre Nähe und ihre Wärme zu spüren. Nach einer Zeit erhob sie sich, beugte sich über mich, drückte mir zwei Küsse auf die Wangen und ging. Ich war wieder allein, hing meinen Gedanken nach bis Olimpia kam, mir das Tuch von meinen Augen entfernte.

Wahrscheinlich werde ich nie erfahren, wer es war, der mir dieses Erlebnis schenkte. Es war nicht Ebony. Ich hatte auch nicht die Illusion, dass es Ebony war. Es war trotzdem schön. Ich hatte sie nicht gesehen, die unbekannte Frau. Hatte nicht mit ihr gesprochen. Wir hatten nur über unsere Körper kommuniziert.

Ich hatte nie das Gefühl, dass die unbekannte Frau mich behandelte, als wäre ich ein Kunde, den sie „behandelt“. Sie schenkte mir das Gefühl, dass sie das, was sie tat, einzig für mich tun würde. Von Routine war nichts zu spüren. In keiner Sekunde dachte ich daran, dass ich hinterher dafür bezahlen musste.

Olimpia Wellness ist ein etabliertes Massage Studio in Frankfurt-Höchst. Die Anzeigen sind regelmäßig unter ladies.de zu sehen. Über das Studio wurde schon viel berichtet. Man hat auch einen eigenen Internetauftritt: www.wellen-des-genusses.de.

Der Preis für die Massagestunde ist ortsüblich: 100 Euro.
Je älter man wird, desto törichter und weiser wird man.
Zitieren
#2
Hallo Pal,
wie immer ein erstklassiger Bericht.

Gruß Dave
Zitieren