Germania mit Problemen?
Frage 
Quelle: Infranken

Bamberg

FKK Germania klagt über illegale Konkurrenz

17.09.10 Von: Michael Wehner

Bordelle Der Betreiber des FKK-Germania prangert einen Wildwuchs bei "Schwarzbordellen" in der Stadt Bamberg an. Die Verwaltung schreite nicht gegen die wachsende illegale Prostitution ein. Stadt und Polizei widersprechen, dass dies so ist. Dennoch hat die Wohnungsprostitution auch in Bamberg in den letzten Jahren stark zugenommen.

Es ist eine spannende Frage, mit der sich seit Anfang September Stadtverwaltung und Fraktionen im Stadtrat beschäftigen müssen. Gibt es in der Stadt Bamberg einen Wildwuchs bei Schwarzbordellen? Gibt es etliche Fälle illegaler Prostitution in der Bistumsstadt?

Was den Fall besonders bemerkenswert macht: Derjenige, der diese Frage aufwirft, ist kein Sittenwächter, und auch kein Polizist. Es handelt sich um den Betreiber des FKK Germania in der Jäckstraße, Ewald Foroughi-Dehnawi. Die Eröffnung des Luxus-Bordells in der Jäckstraße hatte im Frühsommer dieses Jahrs zu einem schlagzeilenträchtigen Schlagabtausch zwischen Stadträten und Verwaltung geführt.

Nun wirft der Betreiber eben dieses Clubs der Stadtspitze in einem Schreiben vor, bei einer Reihe von Konkurrenten im Rotlichtmilieu mehr als ein Auge zuzudrücken, was Genehmigung und vor allem die baulichen Auflagen angeht. Wörtlich kritisiert Foroughi-Dehnawi einen "Wildwuchs an ungenehmigten Bordellen in Bamberg", für den sich niemand so recht zu interessiere. "Hier gibt es keine Kontrollen zur Einhaltung des Brandschutzes. Es wird nicht geprüft, ob genügend Toiletten und behindertengerechte WCs eingebaut sind. Kein Gewerbeaufsichtsamt kümmert sich um die Gegebenheiten", lamentiert der Sex-Unternehmer. Seinem Schreiben beigefügt sind "als kleine Auswahl" einschlägiger Etablissements acht Adressen bei, von denen er unterstellt, es seien Schwarzbordelle.

In Stadtspitze und Verwaltung hat der Appell aus der Rotlichtszene Verwunderung ausgelöst, teils aber auch für Erheiterung gesorgt. "Sollen wir jetzt auch noch den Konkurrenzschutz für die Jäckstraße übernehmen?", kommentierte Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) das Schreiben. BBB-Block Norbert Tscherner soll in einer Besprechung spontan eine Ortsbesichtigung mit dem Stadtrat vorgeschlagen haben. "Der Betreiber tut ja gerade so, als wenn er der gute und die anderen die bösen wäre", sagte Ursula Sowa (GAL) zu der Aufforderung.

Ungeachtet dieser eher komischen Randnotizen sind Ordnungsamt und Bauordnungsamt verpflichtet, den Hinweisen nach illegaler Prostitution nachzugehen, auch wenn sie vom Betreiber eines turnhallengroßen Sex-Tempels kommen.

Die Befürchtung, das katholische Bamberg, könnte zum Zentrum illegaler Sex-Geschäfte werden, hegt man in der Verwaltung aber nicht: " Natürlich gibt es in jeder Stadt eine Dunkelziffer illegaler Prostitution. Von einem Wildwuchs bei ungenehmigten Bordellen kann aber keine Rede sein. Es handelt sich aber um eine sehr dynmische Branche. Deshalb gehen wir der Sache nach, prüfen die genannten Adressen und schreiten gegebenenfalls ein", sagte Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar.

Das hört sich leichter an als es ist: Da Prostitution rechtlich kein Gewerbe darstellt, sind Genehmigungen beim Gewerbeamt nicht erforderlich. Nur baurechtlich hat die Stadt eine Handhabe, gegen die Vermehrung so genannter Modellwohnungen vorzugehen. Und auch dem stehen in Gewerbe- und Mischgebieten Grenzen entgegen. Anders sieht es in Wohngebieten aus. Prostitution ist hier in aller Regel illegal, da die Stadt Bamberg keine Genehmigungen für diese Nutzung erteilt. Doch selbst dann müssen die Vorwürfe erst bewiesen sein: "Das ist manchmal ziemlich schwer", berichtet der zuständige Mitarbeiter im Bauordnungsamt.

Von einem ausgesprochenen Rotlicht-Problem in Bamberg mag Harald Förtsch nicht sprechen, der bei der Kripo Bamberg seit Jahren in der Szene ermittelt. "In Bamberg ist das Milieu überschaubar. Insgesamt sind hier derzeit ca. 15 Model-Wohnungen und Bordelle bekannt. Sie werden in unregelmäßigen Abständen kontrolliert. Wir prüfen vor allem, ob die Frauen Aufenthaltsgenehmigungen haben, ob es Hinweise auf Menschenhandel und Zuhälterei gibt."


Als Polizist, der sich häufig in einschlägigen Kreisen bewegt, bedauert es Förtsch, dass der Gesetzgeber 2001 die Prostitution legalisiert und vor allem das Infektionsschutzgesetz aufgehoben hat. Seither habe sich das Ansteckungsrisiko der Freier eindeutig erhöht, weil es keine verpflichtenden Untersuchungen mehr für die Frauen im Gewerbe gebe. Trotz der wenig alarmierenden Zahlen für Bamberg mag Förtsch Bamberg auch keine Insel der Seligen nennen. "Es gibt eine Dunkelziffer, sagt der Kripo-Beamte. "Und auch hier schießen die Modellwohnungen wie Pilze aus dem Boden", wie vor allem in den letzten Jahren festzustellen war. "Vor 2000", schätzt Förtsch, "gab es nur gut die Hälfte der Einrichtungen, die wir heute haben".

Immer wieder bekommt die Polizei auch Beschwerden von Bewohnern in großen Mietshäusern auf dem Tisch, die die Ordnungshüter auffordern gegen den käuflichen Sex in der Nachbarschaft einzuschreiten. "Ich kann das absolut verstehen. Aber Prostitution ist nicht illegal. Als Polizei sind uns da die Hände gebunden", bedauert Förtsch.

Auf Dauer helfen aus seiner Sicht nur Sperrbezirke gegen die wachsende Wohnungsprostitution. Ein solche Schutzzone gibt in Bamberg nur an zwei Stellen und zwar seit Jahren: Rund um den Bahnhof und in der Gartenstadt. "Einen solchen Sperrbezirk könnte die Stadt bei der Regierung auch für andere Teile Bambergs beantragen. Ich weiß nicht, warum sie es nicht tut."
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